Es gibt ein Problem mit Corona-bedingtem Homeoffice. Und Homeoffice generell. Es entfällt die Anfahrt (meistens morgens, müde, schlecht gelaunt) und vor allem die Rückfahrt (abends, müde, schlecht gelaunt – aber mit der Chance auf einen Umweg). Ride to work – work to ride. Wenn ich ganz ehrlich sein soll ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz ins Bett genau 40 cm. Da ist sogar der Weg zur Kaffeemaschine weiter.
Also muss man mutwillig raus. Zum Beispiel am Freitagnachmittag. Zum Beispiel ohne Plan und ohne Ziel.
Ein guter Weg aus München raus ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz, am Bett vorbei (40 cm, Achtung: Gefahr hängen zu bleiben!), um die Kaffeemaschine rum (Achtung: Gefahr in Folge ständig anhalten zu müssen), auf die A95 bis keine Häuser mehr zu sehen sind.
Dann kommt kurz vor der Abzweigung nach Starnberg ein Parkplatz. Mit einer versteckten und sogar legalen Ausfahrt. Und schon ist man auf dem Land.
Kleine Straßen, wenig Verkehr. Und Landschaft. Immer wieder Landschaft. Das ist halt so im bayerischen Oberland. Man kann fast nicht wegschauen. Und schon sind da wieder verschneite Berge vor saftigen Wiesen und so weiter.
Übrigens: Berge, so im Ausland, wären auch mal wieder nett. Aber geht eben gerade nicht. Also weiter im Oberland.
In der Nähe von Raisting reihen sich in Bergpanorama, grüne Wiesen und katholische Kapellen eine Reihe eigenartiger weiterer Sehenswürdigkeiten ein: die Erdfunkstelle Raisting.
Eine der ersten kommerziell betriebenen Satelitten-Bodenstationen Deutschlands. Wie außerirdische stehen die zahlreichen Parabolantennen in der Landschaft in der Nähe des Ortes Raisting.
Die erste große Antenne, die “Radom” war bei meinem letzten Besuch in einer großen, kugelförmigen Traglufthalle versteckt, wo sie normalerweise auch hingehört. Der Sturm “Bianca” hat im Februar 2020 die Hülle zerstört, weshalb die Antenne derzeit freisteht.
Die Radom übertrug damals die erste Mondlandung, die olympischen Spiele 1972 in München und war angeblich Teil der Leitung des “roten Telefons” im kalten Krieg. Heute steht sie nackig da. Die Bautafeln verkünden aber den Wiederaufbau der Halle und die Wiedereröffnung des Museums für Ende 2021. Bis dahin ist das Industriedenkmal schon allein von außen sehenswert.
So langsam wird’s kalt. Also Jacke an, Navi auf Heimat, und zurück über eher breite Straßen nach München.
Die Kaffeemaschine ist noch an. Und das Bett so nah. Ich sag nur Homeoffice.
Die aufmerksame Leserin Diana hat sogar gleich zwei Rechtschreibfehler gefunden. Die sind jetzt korrigiert. Bevor ein anderer es gemerkt hat. Puh.