Die netten Herren mit dem blauweißen Schild haben beschlossen, dass mit diesem Lenkkopflager unmöglich eine neue Plaketten an die Veefer geklebt werden kann.
Bei den guten alten CBs damit hatte ich schon mal das Vergnügen und ich erinnere mich, dass das Vergnügen einerseits sehr vom verfügbaren Werkzeug, andererseits von unglaublich vielen zusätzlichen Schritten davor (Geraffel weg bauen) und danach (Geraffel wieder hin bauen. Vorzugsweise an gleiche / ähnliche Stellen). Jetzt ist so eine CB bekanntlich nackig. Die VFR bring zu jedem Geraffel noch fünf Vollverkleidungsplanken aus Plastik mit. Und wer schon einmal versucht hat eine simple Birne aus der Cockpit-Beleuchtung der VFR zu tauschen, dem wird es bei einem Lenkkopflager die Haare zu Berge stellen. Glücklicherweise habe ich keine mehr. Haare, meine ich.
Also, die Uhr läuft. Vier Wochen Zeit gibt es zwischen Hauptuntersuchung und Nachuntersuchung. Lächerliche 35 Euro kostet das Material beim freundlichen Louis um die Ecke.
Jetzt muss der Zugang zum Lenkkopflager freigelegt werden. Weg müssen (am Besten in dieser Reihenfolge):
- Motorrad aufbocken, z.B. durch geeignete Ständer oder einen Stapel Bretter unter dem Motor.
- die Seitenverkleidungen (5 Schrauben, davon eine von vorne – nicht vergessen, sonst bricht’s – dann lässt sich die Verkleidung von unten wegziehen. Oben ist sie nur über 3 Plastiknasen eingehängt).
- untere Verkleidung (“Keil” – 6 Schrauben plus zwei geschraubte Bolzen zum vorderen Verkleidungsteil).
- vordere untere Verkleidung – diese ist an einigen Stellen sehr fragil und bei meiner Veefer bereits mehrfach mit Glasfasermatten und Epoxid-Kleber repariert, also vorsichtig!
- die obere Verkleidung – das ist alles von der Scheibe über das Licht bis zum Benzinhahn. Letzterer macht mich regelmäßig wahnsinnig – davon beim Einbau mehr. Zuerst die beiden kleinen schwarzen Abdeckungen direkt am Tank abbauen (je 1x Kreuzschlitz), dann die beiden Spiegel. Die Sechskantschrauben sind unter der Gummiabdeckung versteckt. Jetzt kommen die beiden kleinen schwarzen Verkleidungsteile an der Innenseite der Scheibe weg (4x Kreuzschlitz). Jetzt ist eine gute Gelegenheit die Seilzüge am Benzinhahn auszufädeln – siehe unten. Dann können die beiden großen seitlichen Schrauben raus, die die gesamte Verkleidung am Rahmen halten. Jetzt lässt sich die gesamte Verkleidung inkl. Scheinwerfer nach vorne ziehen. Die Scheinwerfer und Blinker abstecken nicht vergessen, dann lässt sich das ganze Teil zur Seite legen.
- als nächstes müssen die Stummegriffe von der Gabel. Dazu müssen auf beiden Seiten die Schaltamaturen weg, je 2 Kreuzschlitzschrauben von unten, dann lassen sich die Lenkerstummel lösen und abziehen.
- Schließlich muss noch das Vorderrad raus, dann können die beiden Gabelholme, die jeweils mit 2 Schrauben geklemmt sind, nach unten herausgezogen werden. Am rechten Holm von vorne gesehen sind mit zwei Kabelbindern noch Leitungen fixiert.
Jetzt kann’s losgehen:
Die Schrauben (2) bis (7) sind relativ leicht von oben zu entfernen, für die Nutenmutter habe ich mir vor Jahren bei eBay mal eine entsprechende Nuss gekauft. Die untere Gabelbrücke (9) lässt sich damit bereits nach unten ausfädeln.
Jetzt kommen die eigentlich einzig schwierigen Schritte. Das Lager im Rahmen (10), (11), (15) lässt sich von unten mit einem langen Werkzeug (z.B. alter Schraubendreher) herausklopfen. Ebenso die Lagerschale des unteren Lagers (16) entsprechend von oben.
Etwas schwieriger ist schon das Lager auf der unteren Gabelbrücke (12) – (14). Aufgrund der beiden Lenkanschläge links und rechts passen handelsübliche Abziehwerkzeuge nicht unter das Lager, man hat gerade mal 6 cm Platz um etwas unter das Lager zu fädeln.
To make a long story short: Ich habe mir alles mögliche zusammengebastelt. Immer wieder aufgegeben und am nächsten Tag weitergemacht. Das Lager saß tagelang bombenfest da wo ich es nicht wollte. Am Ende habe ich es mit einem Dremel vorsichtig von der Seite aufgeschnitten. Das ist deshalb nicht ganz unkritisch, da der Lenkstock auf keinen Fall mit angeritzt werden darf. Über die Kerbe wird das Material geschwächt. Und an dieser Stelle ist das nicht die beste Idee. Das Anschneiden mit einer Trennscheibe am Dremel ging am Ende trotzdem erstaunlich gut, da das Lager nicht ganz durchgeschnitten werden muss. Bleibt ein knapper Millimeter stehen ist der Ring soweit geschwächt, dass er sich mit moderater Kraft runterhebeln lässt. Endlich. Feierabendbier.
Am nächsten Tag dann alles rückwärts: Lagerschalen, die in den Rahmen müssen sowie die untere Gabelbrücke ins Gefrierfach, die äußeren Teile dagegen, soweit möglich, sanft erwärmen. Die alten Ringe und Lager dienen als Auflage um die Teile mit an Ort und Stelle zu hämmern. Herausforderung beim Wiedereinbau ist die Lagerschale unten im Lenkkopf, denn hier lässt sich schlecht hämmern, hier fehlt die Gegenkraft. Diese Schale habe ich an Ort und Stelle bekommen, in dem ich ein geeignetes Auflageteil plus die alte Lagerschale mit einer Gewindestange durch den Lenkkopf hindurch hineingezogen habe.
Am Ende heißt es noch mit ausreichend Fingerspitzengefühl das ganze mit nicht zu großer aber auch nicht zu wenig Kraft über die Schraube (7) zu verspannen. Ich habe zweimal wieder aufgemacht, da sich nach erstem verschrauben dann doch alles noch einmal gesetzt hat und das Lenkkopflager locker war. Nachziehen geht aber glücklicherweise ohne die ganze Verkleidung abzunehmen. Nur die Lenkerstummel müssen nochmals weg.
Zwei Tage vor Ablauf der Vierwochen-Frist also schnell wieder zum TÜV. Der Himmel weinte vor Freude, ich auch. Die Plakette war wieder dran.
Auf die nächsten 2 Jahre!
Respekt, ich wäre schon nach den ersten 10 Schritten ausgerastet. Ich lass das lieber beim Händler machen!