Die Tage am See gehören der Familie und der Erholung. Die #Racer bleibt vor dem Appartment und ziert den Parkplatz (dazu später mehr).
Der Sonntag ist der Biennale gewidmet. Aus einer Schnapsidee heraus wählen wir den Zug um vom See nach Venedig zu kommen und lernen vieles über den Zustand des öffentlichen Nahverkehrs und warum bei aller rationalen Vernunft die Schiene zwar eine mögliche, aber auch nur eine theoretisch mögliche Alternative zu Auto und Motorrad ist.
Nach Stunden kommen wir in Venedig an. Mit Verlaub, einem Ort dessen Reiz sich mir nicht erschließt. Es ist und bleibt ein von Touristen überlaufenes, stinkendes Drecksloch. Aber es hat eine Ausstellung, die von den meisten Touristen glücklicherweise ignoriert wird, und tatsächlich besuchenswert ist. Die Biennale Arte.
Wie Ihr wisst, steht die “8” in Motor8 für Kunst und Kultur. Und so lasst Euch berichten, dass die Biennale 2019 unter dem Motto “May You Live in Interesting Times” versucht zu reflektieren, was unser bestehendes Weltbild, Grenzen, Politik, Technologie, verändert, bereichert oder bedroht. Sie versucht durch Kunst darzustellen, wie wir die Welt bisher noch nicht gesehen oder verstanden haben und gibt Ausblicke, wie sich Dinge ändern und verändern können.
Entsprechend viel verstörende Werke sind zu sehen, entsprechend viel digitale Kunst ist zumindest im Arsenal zu sehen, auf das sich unser Besuch beschränkt.
Beeindruckend ist die Installation von Hito Steyerl. Sie gibt einen Ausblick darauf, wie Kunst aussehen könnte, die nicht mehr der Mensch, sondern von künstlicher Intelligenz geschaffen wird.
Christoph Büchel stellt mit Barca Nostra ein tatsächlich gesunkenen Flüchtlingsschiff aus, das der italienische Staat als Mahnmal für die Flüchtlinge, aber ebenso für Politik und die Ursachen von Flucht und Vertreibung dar. Die großen Löcher im Schiffsrumpf sind verstörend und beeindruckend zugleich.
Zurück zum Motorrad-Content. Die deutsche Künstlerin Alexandra Bircken beschäftigt sich mit vom menschen geschaffenen Materialien und Formen und führt diese ungewöhnlichen und unangenehmen Formen neu zusammen. Auf der zeigen Ihre Installationen, wie das Ende der Menschheit aussehen könnte. Die Honda in leicht modifiziertem Zusammenbau sieht aus wie in der Endzeitstimmung von Madmax.
Die zerschnittene Rennmaschine und Fahrerausstattung erinnert den geneigten Motorradfahrer an die Grenzen und Gefahren des Zweiradsports. Der Fahrer ist nur noch die Beute und eine Trophäe an der Wohnzimmerwand.
Die Ausstellung will die Augen öffnen für Veränderungen, die gerade stattfinden. Kunst gibt keine Lösungen. Aber wenn sie hilft neue Blickrichtungen zu geben ist sie nicht nur schön sondern auch wertvoll.
Mein Urlaub ist knapp, der der Familie weniger. So steht die Ausrede, bevor ich sie brauche. Die Familie fährt für eine Woche an den Gardasee und ich nur über’s Wochenende.
Wie komme ich da nur hin?
Im Prospekt steht “das perfekte Reisemotorrad”. “Nehmen Sie soviel Gepäck mit, wie Sie wollen”. Nur eben bei der BMW 1250 GS. Und nicht auf der Seite der R nineT Racer. Egal, beweisen wir, dass es geht.
Schon das Gepäck ist eine Herausforderung. Der ach so sexy Bürzel ist das Gegenteil des Gepäckträgers. Nichts, was man mit ausreichend Spanngurten fixen könnte. Check.
Die Routenplanung ist die nächste Herausforderung. Langgestreckte, geduckte Haltung, viel Gewicht auf den Handgelenken. Kombiniert mit wetterbedingten Sperrungen in den ganzen Alpen? Ignorieren. Check.
Also los.
In der letzten Besprechung im Büro sitze ich bereits in leicht gestreckter Haltung am Besprechungstisch und schaue immer wieder nervös, ob das Gepäck hinter mir noch an Ort und Stelle sitzt. Für heute ist zwar nur noch die Anfahrt an die Berge im Programm. Aber eine Ankunft im Hellen wäre schön. Und wie lange diese Anfahrt am letzten Schultag vor den Pfingstferien dauert ist schwer abschätzbar.
So wähle ich eine vergleichsweise direkte Strecke (das Hahntennjoch mit seinen lächerlichen 1894 Metern ist wegen Schnee eh noch gesperrt. IM JUNI!) zu meiner Unterkunft im Unterengadin. Ohne weitere Störungen bin ich nach nicht mal vier Stunden da.
Hin zu den Pässen.
Schnee wie selten in den Alpen zu Pfingsten, Klassiker wie das Stilfser Joch, der Gaviapass oder der Passo Crocedomini sind noch geschlossen. Und so wird es eine ganz andere Route als sonst.
Noch vor dem ersten Pass offenbart sich ganz unerwartet ein wunderschönes Stück Straße. Zwischen Scoul und Zernez schlängelt sich die Straße ganz ohne Verkehr dem noch mickrigen Inn entlang. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind perfekt und die #Racer handelt wunderbar die harmonisch in das Tal gelegten Kurven entlang. So kann es weitergehen.
Ofen, sonstwo, Umbrail.
Den Tunnel nach Livigno lasse ich rechts liegen und fahre den Ofenpass hinauf. Vor ein paar Jahren hatten wir hier mächtig Spaß mit den beiden RRs. Heute, mit der #Racer, finde ich den Pass zwar landschaftlich immer noch atemberaubend, aber fahrtechnisch fast ein wenig langweilig. Zu wenig, zu weite Kurven. Aber Landschaft. Reichlich.
Eher versehentlich biege ich in Fuldera links ab. Der Bus vor mir will nicht recht aus dem Weg gehen und in der Abzweigung steht ein Busse verboten Schild. Ein Zeichen. Und so schlängelt sich ein einspuriger Fahrweg ohne jeden Verkehr auf der linken Talseite bergauf. Sicherlich unnötige Höhenmeter. Aber darum geht’s ja schließlich.
Am höchsten Punkt offenbart sich ein Ausblick auf das was kommt. Auf der anderen Talseite schlängelt sich der Umbrail-Pass hinauf in Richtung Stilfserjoch.
Also runter nach Santa Maria im Münstertal und hoch in Richtung Umbrail. Auch hier erfreulich wenig Verkehr. Ein einziges Mal sauge ich mich hinter zwei alten BMWs fest, deren Heckscheibe die “250 € Challenge” ziert. So wie die Karren aussehen waren die für den Preis aber vollgetankt. Völlig unerwartet fahren nach wenigen Metern aber beide rechts ran und lassen mich vorbei. Umbrail for one.
Die Racer macht einen Heidenlärm den Berg hinauf. Die Straßenlage ist atemberaubend, lediglich die Gasannahme nach der Kehre ist etwas gewöhnungsbedürftig. Anders als die großen Schwestern aus dem Stalle BMW hat die R nineT kein E-Gas sondern einen guten alten Seilzug. Und der hat gerade soviel Spiel zwischen nix und Beschleunigung, dass zwischen Schräglage am Kurvenende und Beschleunigung auf die Gerade noch ordentlich Adrenalin passt. Gewöhnungssache. Aber noch nicht am ersten Pass.
Oben: Schnee.
Jemand war so freundlich das Umbrail Passschild auszugraben. Gerade noch Glück habe ich, als oben ein kleines Schild verkündet: Abfahrt bis Bormio nur bis 12:00 Mittag, danach wegen Lawinengefahr gesperrt. Es ist 11:20 Uhr. Also runter nach Bormio.
Mortirolo.
Einmal Mopped und Fahrer betanken,
dann weiter auf bislang für mich völlig unbekannter Strecke, dem Passo Mortirolo.
Schmale Straße, guter Fahrbahnbelag, meist durch den Wald aber mit immer wieder schönen Ausblicken in die benachbarte Bergwelt. Durchaus eine Entdeckung.
Passo Tonale, Madonna die Campiglio
Von Ponte die Legno geht es klassisch weiter über den Passo Tonale. Die Heizerdichte nimmt wieder zu. Ich frage mich, warum die übelsten Fahrer alle schweizer Kennzeichen haben (dürfen die das zuhause nicht?) und warum diese mich auf der folgenden Strecke fünfmal überholen. Entweder die haben kein Navi oder einen noch höheren Espresso-Verbrauch als ich. Egal. Ich bin Genuß-Racer-Fahrer.
Vor Madonna di Campiglio male ich das Sternbild des wegen Straßensperrungen frustrierten Motorradfahrers in den GPX-Track
die Auffahrt nach Madonna di Campiglio entschädigt aber für die Umwege.
So langsam spüre ich die Kilometer in den Handgelenken. Touren auf der #Racer ist durchaus harte Arbeit.
Es sind aber auch nur noch ein paar Kilometer bis zum See. Ein mir bislang verborgen gebliebenes Sträßchen über Pranzo bringt mich mit vielen Kurven runter nach Garda. Dort brennt die Sonne und das Pfingstwochenende beschert mir ein Gefühl von München am Gardasee.
Gegen fünf komme ich an. Der Empfang ist herzlich (Familie) und bestätigend (“geiles Motorrad” vom benachbarten Balkon). Für heute stelle ich die #Racer auf den Parkplatz und mich in den Biergarten der Speckstube, dem wohl italienischsten Lokal am Gardasee.
Den Rückweg vom Gardasee gibt’s bald an dieser Stelle. Stay tuned!
Wenn Du Motorradfahren MUSST. Oder Dir zumindest keine Ausrede einfallen lassen MUSST.
Nächste Woche ist der Termin für die Erstinspektion. Vor langer Zeit vereinbart, weil um diese Jahreszeit schwer zu bekommen. Und dann dieses Wetter. Unter 600 km braucht keiner zur Erstinspektion. 230 km sind auf der Uhr. Der Mathematik-begabte Sohn rechnet: es fehlen 285,3 km. Ich rechne nach: es sind 370. Meterstab und Straßenkarte raus: es wird das Chiemgau.
100 km auf der A8 geradeaus nach Bernau, dort runter von der Bahn und den kleinen Straßen nach Süden folgend. Zugegeben überrascht bin ich von dem nach kurzem auftauchenden Grenzübergang nach Österreich. Die Straßen werden aber passend schmal und die Berge werden wieder weiß. Dieses Jahr ist einfach noch Ende Mai Winter.
Kurz vor Sebi, bevor es auf die stärker befahrene B172 geht, wird es das erste Mal richtig kurvig.
Die R nineT ist noch reichlich ungewohnt, und so trage ich das gute Stück mehr um die Kurve als dass sie liegt.
Der südlichste Punkt der Tour ist schließlich St. Johann. Danach wird es straßentechnisch eher kleinteilig. Winzige Wege, nichts für hohe Geschwindigkeiten, aber dennoch reichlich Fahrspaß bringen mich wieder nach Norden. Und so taucht der Chiemsee im flachen Land viel schneller auf als erwartet.
Am See entlang gibt es viele schöne Ausblicke auf Wasser, dahinter Berge, darauf immer noch Schnee.
Kurz bevor es zurückgeht brauchen Mensch und Maschine nochmals Treibstoff. Während der Racer echt immer noch mit Esso zufrieden ist braucht der Fahrer ordentlichen Espresso. Und eher aus Versehen gibt es diesen im http://pura.restaurant/ (geile URL, muss man denen lassen).
Die zwei Jungs an der Kaffeemaschine kriegen sich gar nicht mehr ein ob des tollen Motorrads. Ob ich die selber aufgebaut habe (äh, leider nein). Und ob ich ihren Spezel kenne, der auch (?) BMWs umbaut. Und schon suchen sie Bilder raus und beschließen, dass es auch im Chiemgau ordentliche Custom-Bike-Bauer gibt. Darüber später vielleicht mehr. Ach ja, und Cafe können die auch.
Von Bernau aus geht es zurück auf der Bahn. Und der obligatorische Regen kommt auch noch.
Was soll’s. In der heimischen Tiefgarage angekommen ist das Ziel erreicht, sogar leicht überboten: am Mittwoch geht’s mit 608 km zum Kundendienst. Nennt mich Overachiever.
Die 600 km, die ich am Montag hingefahren bin, muss ich heute zurück. Nur dass heute statt Wind und Wolken Regen und 5 Grad weniger auf dem Programm stehen. Die Vorfreude ist also groß.
Wieviel kann man eigentlich auf einmal anziehen? 3x Funktionsklamotten, Skipulli, Lederkombi, 2x Regenkombi. Bei Michelin würde ich wegen Fettleibigkeit als Maskottchen aussortiert.
Zum Aufbruch ist noch alles ruhig. Kalt aber ruhig. Und trocken.
Also schnell noch Luft in die Reifen (die Rennbereifung hat 2.1 statt der straßentauglichen 2.5 /2.9 bar) und wieder Sprit in den Tank. Den die Runden auf der Rennstrecke hat die Veefer ganz schön durstig gemacht. Und dann schnell los.
Schnell. Bratislava. Im Berufsverkehr wie München. Da ist schnell nicht. Also verbringe ich die erste Stunde noch in der Slowakei.
Dann Wien, der Himmel wird dunkler, die Schnellstraße 1 ist gesperrt. Stau. Wieder.
Und dann geht’s in die Berge. Eigentlich eine Rollercoaster-Autobahn mit ordentlich Höhe und schönen Kurven. Heute mit Nebel, Sprühregen und gefühlten 0°C. Die Entscheidung zur ersten Aufwärmpause steht. Nur die zugehörige Gelegenheit lässt lange Kilometer auf sich warten.
Eine halbe Stunde und 2 Kaffee später fahre ich weiter. Plötzlich ist die Straße trocken. Und so schaffe ich 180 km, bevor die Knochen wieder anfangen zu gefrieren. Am Mondsee ist das Ende der Spaßskala erreicht. Google spricht von “gefühlten 4°C”, da sind Regen und 130 km/h Fahrtwind noch nicht dabei. Mehr Kaffee!
Den Rest bis München nehme ich am Stück und danach direkt ein Vollbad. Ich fühle mich wie Eiswürfel in einem Cocktail. Aber keiner mag mein Badewasser trinken.
Das wichtigste ist aber, Mensch und Maschine sind heil zurück.
Wäre ich noch einmal um den Block gefahren hätte der Speedcamp-Ausflug die 1.400 km voll gemacht.
7:30 Frühstück. Der Weg dorthin ist eisig und windig. Na wenigstens ist es noch trocken.
Dann packen, rauf aufs Bike. Über Nacht hat die Veefer Gesellschaft bekommen. Eine wahrscheinlich genauso alte Duc steht neben ihr. Ob die wohl auch zum Ring fährt? Dann wäre ich wenigstens nicht der einzige Oldtimer.
Dort angekommen wird aus dem Straßenmotorrad erst einmal eine Rennmaschine. Was so ein paar Schrauben und Klebeband für einen Unterschied machen!
9:40 dann der erste Turn für die Gruppe grün (Gruppeneinteilung nach der Farbe hinter den Ohren). Es ist noch trocken! Der Kurs griffig.
Nach der ersten Runde hinter dem Instruktor lassen sich die Kurven bereits so tief fahren, dass bei der VFR abwechselnd links und rechts die Fussrasten aufsetzen. Großartig.
Links und rechts liegen aber auch schon die ersten Moppeds im Kiesbett. Nix schlimmes, trotzdem nicht mein Ziel.
Turn 2
Es beginnt zu tröpfeln. Während wir draußen sind wird es zunehmend nass. Die Slicksfahrer eiern schon gewaltig über die Piste. Aber auch die VFR fängt in den Kurven an zu -äh- driften. Schräglage ist erst einmal nicht mehr so sehr. Dafür umso mehr Gelegenheit an der Linie zu arbeiten (großes Potential).
Turn 3
Mehr Regen. Gefühlt ist der Grip zwar etwas besser als zuvor, trotzdem ist erst einmal noch große Vorsicht angebracht. Die Knieschleifer nutzen sich nicht weiter ab. Wenigstens das.
Komischerweise leert sich der Parkplatz vor der Boxen-Gasse…
Zwischenzeitlich ist auch die alte Duc aufgetaucht. Samt FahrerIN.
Turn 4
Während der Mittagspause wird der Regen stärker. Es ist beeindruckend, wieviel Ring-Personal über die Mittagspause im Ring-Restaurant einläuft. Streckenposten, Erste Hilfe Personal, Instruktoren. Alles nur wegen uns?
Es regnet weiter (sagte ich dass schon?)
Macht nix, Turn 4 ist bereits ohne feste Gruppeneinteilung, zu viele sind schon abgereist. Jetzt steht erstmals Wasser auf dem Kurs. Und der Wind nimmt zu. Der Slovakiaring hat vier Hügel, relativ ausgesetzt. Zur rutschigen Fahrbahn kommen jetzt noch Böen. Langsam wird’s kriminell.
Eigentlich ist jetzt Zeit aufzuhören.
Turn 5
Ha! Von wegen.
Honda hat noch Testbikes frei. Die CBR 650R hat ABS und Tracktionskontrolle. Da ist nass wie trocken.
Die 650 hat “unten rum” (Drehzahl, nicht Schlüpfer) erstaunlich wenig (Bums, nicht … – egal). Dafür fährt sie sich selbst bei diesen Bedingungen leicht wie ein Rollschuh. Es ist viel weniger Arbeit als mit der Veefer, auch die schwierigen Streckenabschnitte gehen ganz leicht vom Gaßgriff. Fast schon gefährlich, so wenig von den Streckenbedingungen zu spüren.
In Runde vier kommt rote Flagge. Einen der Heizer hat’s geschmissen. Quer über die Bahn läuft ein weißer Lackstreifen. Er hat wohl Sterne gesehen, aber ihm geht’s gut.
Zeit aufzuhören. Schließlich ist es auch arschkalt. “Gefühlt 3°C” sagt Google. Time for farewell.
40-st beste Zeit von mehr als hundert. Und mehr Runden als alle. Und vor allem Mann und Maschine wohlauf. Was will mehr.
Turn 6
Findet statt auf dem Slovakiaring in der Therme hinter meinem Hotel statt. Was soll ich sagen: lausige Rundenzeit in der finnischen Sauna, dafür erster beim Alter. Details erspare ich Euch.
Noch ein Frühstück wie jeden Montagmorgen, nur geht’s heute nicht ins Büro sondern in Richtung Ring. Oder auch erst einmal nicht. Die erste dreiviertel Stunde verbringe ich im Münchener Berufsverkehr. Naja, es ist halt Montag.
Endlich auf der Autobahn bekomme ich eine Vorschau auf den Tag: von oben zwar trocken, die Straße aber noch feucht und die Luft kühl. Da wird es wohl die ein oder andere Pause zum Aufwärmen geben…
Als nach 100 km der Tank zum ersten Mal leer ist bin ich ganz froh. Raststätte Hochfelln, noch nicht mal Österreich gibt es den ersten Kaffee. Und eine Zwiebelschicht mehr…
Weiter geht’s, 200 km bis zum wohl verdienten Burger bei der wohlbekannten amerikanischen Kette irgendwo bei St. Pölten. Wieder aufgewärmt schaffe ich es bis zum nächsten Tankstopp in der Nähe von Wien. Einen Verlängerten und Wiener Schmäh über Regenkombis und Fetische…
Jetzt sind’s nur noch knapp 100 km, also runter der Autobahn. Statt Google darf jetzt kurviger.de führen. Der Wind nimmt dramatisch zu, ich fahre bereits auf der geraden Strecke die Reifenränder an, so fühle es sich zumindest an.
Kurz vor der slowakischen Grenze komme ich noch durch einige Weindörfer, deren aufgereite Heurigen-Lokale aussehen wie aus Herr der Ringe.
Kurz nach der Grenze fahre ich über die Straße, die bereits auf der Karte ausgesprochen interessant aussieht:
Das hier Kiter auf der Donau unterwegs sind versteht sich von selbst. Und das wenig später die Straße einer Fähre weichen muss ist irgendwie auch nicht verwunderlich…
Jetzt fängt es an zu regnen. Also nix wir zur Unterkunft. Später muss ich nochmals raus zum Ring, zur Anmeldung.
Besonders viel erfahre ich nicht über das morgige Training. Niemand kann mir sagen was ich am Motorrad vorbereiten muss oder nicht. Aber morgen um 9 Uhr gibt’s eine Einweisung, dann ist hoffentlich alles klar.
Morgen geht es hin, übermorgen ist es dann soweit. Zum Frühbucherrabatt registriert nehme ich für einen Tag am Motorrad-Magazin.atSpeedcamp auf dem Slovakiaring teil. Naß soll’s werden. Und ich habe Muffensausen ohne Ende.
Wie kam’s dazu? Mitten im Winter (da war es sogar noch kälter als heute) lese ich den entsprechenden Hinweis bei Horst Gangelberger auf Facebook. Frühbucherrabatt ködert jeden guten Schwaben und so klicke ich auf die 79 Eur für einen Tag auf dem Ring.
Danach beginne ich zu denken. Mit welchem Bike? Mit der 29 Jahre alten VFR?
Wohl ja, denn die R nineT darf gemäß Lease-Konditionen nicht auf die Rennstrecke. Hält sie das aus? Wie komme ich hin. Natürlich auf dem Bike. Aber was mache ich wenn es umfällt, oder der Reifen nach einem Tag Ring nicht mehr für die Rückfahrt reicht? Ist der Reifen überhaupt etwas für die Rennstrecke.
Nun gut, es wird regnen. Da ist der Michelin Powerpilot mit etwas Profil vielleicht gar nicht so schlecht. Außerdem steht da auf der Web-Site, “für den ambitionierten Laien auch auf der Rennstrecke geeignet”. Volltreffer.
Also heißt es jetzt packen. Viel warmes Zeug, Klebeband für’s Licht. 10 kg Werkzeug. Kann nie schaden. Und einen Reservebrems- respektive Kupplungshebel.
Für alle die mitlesen wollen hier die Packliste. Und übermorgen die “hätte ich nicht / dringend gebraucht” Ergänzung. I’ll keep you updated.
Motorrad
Moped
Motorradschlüssel + Ersatzschlüssel
Brief (Herkunftsnachweis bei Grenzübertritt)
Kombi
Funktionsunterwäsche. Viel, weil kalt und nass.
Helm
Halstuch, Hassmaske
Stiefel
Handschuhe, inkl. Ersatzhandschuhe wenn das erste Paar duchnässt ist
Rückenprotektor
Ohrenstöpsel
Mütze
Regenkombi
Normalerweise noch in dieser Rubrik, nehme ich aber nicht mit:
Reifen
Reifenwärmer
Verlängerungskabel, Doppelstecker
Technik
Werkzeug (Gebelschlüssel, Imbusschlüssel, Rätsche, Hakenschlüssel für VFR Kette, Kerzenschlüssel)
Panzertape, Klebeband zum verkleben der Scheinwerfer, Bremslichter
Kabelbinder (viele)
Lappen
Schrauberhandschuhe
Bremsbeläge
Sturzteile (Brems- und Kupplungshebel; Fußrasten und Schalt- bzw. Bremspedal habe ich keine rechtzeitig bekommen; keep fingers crossed)
Nach einem guten Jahr Pause, dank Schreibblockade und DSGVO sind wir zurück. Mit Datenschutzerklärung, Cookie Opt-Out, neuem Server und einer alten Bekannten: der BMW R NineT Racer. Frisch ausgeliefert wird sie die nächsten drei Wochen mein Begleiter sein.
Ich freue mich auf ein neues Jahr im Blog und darauf dass ich endlich wieder eine Ausrede habe biken zu gehen. Ich brauche ja Material für den Blog. In diesem Sinne, Open today, gone riding.
Am 1. Mai ist Schluss. Zumindest für diesen lauschigen Blog. Grund dafür ist die DSGVO – die Datenschutzgrundverordnung der EU. Diese regelt in 11 Kapiteln und 99 Artikeln die Aufgaben und Pflichten von Webseitenbetreibern bezüglich Datenschutz. Grundsätzlich begrüßenswert, für private Blog-Betreiber mit mich jedoch nicht umsetzbar. Schon gar nicht mit WordPress, der Blog-Engine, den diese Seite nunmal verwendet. Und in diesem unserem Land, in dem übrigens als einziges in Europa auch private Institutionen den Datenschutz abmahnen dürfen, ist mir das zu riskant. Also gehen am 30. April die Lichter aus. Mal sehen ob ich im Sommer ein paar Wochen Zeit habe, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen.
Passend aber zu guter letzt: der Trip zur Erdfunkstelle (!!) Raisting. Irgendwo habe ich diesen Ort als Fotomotiv gesehen. Damit ist er eine hervorragende Ausrede für einen Kurztrip vor dem Frühstück.
Die Kombination aus Oberbayern und Technik wirkt tatsächlich eigenwillig und fotogen. Die Kapelle inmitten der Parabolantennen ist wohl die Lederhose in Roman Herzogs “Symbiose aus Laptop und Lederhose”.
Und ich bin der Marsmensch vom anderen Stern.
Zurück dann noch am Ammersee vorbei…
… und – zack – sitze ich mit Kind und Kegel am Frühstückstisch.
So, lieber Blog, war schön mit Dir. Vielleicht bis bald.
Saisonstart. In den Bergen liegt noch Schnee, das weiß ich, da war ich gestern. Also bleiben wir erst einmal im Flachland. Da gibt es noch ein Ziel, das ich schon lange vor mir her schiebe: das Geisterdorf Thomasbach mit Kirche und Bauernhof irgendwo in Niederbayern.
Es ist ein wunderschöner Morgen. Wie im April eben noch etwas kalt und feucht, aber mit jeder Minute gewinnt die Sonne an Kraft. Und in der aufgehenden Sonne ergeben sich auf dem Weg in den Münchener Osten ein Panorama nach dem anderen.
Da ich aber versprochen habe zum zweiten Frühstück zurück zu sein spare ich mir die meisten Fotos. Es sollten noch genügend folgen.
Zwischen Schlüpfing und Exing (kein Witz) liegt von der Straße aus gut sichtbar die Kirche und der Bauernhof Thomasbach. Die letzten Meter gehen zwar durch die Wiese, aber selbst mit einem Sporttourer sind Kirche und Bauernhof gut zu erreichen.
Kirche und Bauernhof stehen offen und sind gut zugänglich. Die Kirche ist viel größer als gedacht. Und tatsächlich seit längerem verlassen.
Ein paar Teelichter im Inneren zeigen, dass wohl gelegentlich ein paar Jugendliche die Ruhe nutzen. Aber heute bin ich der einzige Besucher hier.
Der Altar steht noch im Altarraum, auch die alte, hölzerne Empore ist noch in Takt. Es zieht durch die teilweise offenen Fenster. Ein schöner Ort.
Ein paar hundert Meter weiter steht der verlassene Bauernhof.
Auch hier stehen alle Türen auf, ein alter Herd und die Reste eines Bettes stehen bzw. liegen in den Räumen, von deren Wänden schon lange der Putz blättert.
Eine Fülle von Fotomotiven ergeben sich aus der alten, zerfallenen Kulisse in Kombination mit dem blauen Himmel und der erwachenden Natur. Über eine Stunde verbringe ich an diesem Ort. Dann wird es langsam aber sicher Zeit für eine Rückkehr. Denn ein spätes zweites Frühstück nach 13:00 ist schon ganz schön spät.
Ach ja. Die Tour an sich? Schöne Nebenstraßen, mal kurvig, mal sehr gerade. Nicht spektakulär. Aber gut für den Saisonstart. Und in diesem Fall ist tatsächlich einmal das Ziel der Weg. Oder so.
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