Frau: “war das Bild Absicht?”.
Ich: Nein. Können.
Frau: “war das Bild Absicht?”.
Ich: Nein. Können.
2018 gibt es keine neue BMW für mich. Stattdessen darf die Grand Dame aus dem Stall, meine Honda VFR 750 F aus dem Jahre 1990 zurück auf die Landstraße. Die letzten Jahre war die VFR immer dann dran, wenn die neue BMW noch nicht oder nicht mehr da war. Also vor und nach der eigentlichen Saison. Dann oft auf versalzenen Straßen, mit Laub oder Split. Keine dankbare Aufgabe. 2018 wird also das Jahr der VFR. 2018 wird vintage!
Genug der lobenden Worte. Denn es gibt auch einen Grund für das Garagendasein. Technische Probleme. Überall. Also ran an den Werkzeugkasten.
Auseinandergebaut ist schnell, von zwei festgerosteten und folgerichtig abgerissenen Schrauben abgesehen. Und jetzt ist die alte Dame erst einmal richtig rattig.
Es fehlt an der Elektrik, es fehlt an der Hydraulik und es fehlt – leider – NICHT am Rost.
Doch der Reihe nach:
Karfreitag war dann alles fertig, die Elektrik funktioniert, der Motor springt an und die Maschine läuft.
Karsamstag also raus auf die Straße. Und es ist wie es sein muss: Herbst. Kalt, Regen. Aber das Mopped wie neu. Und die Saison geht ja noch ein paar Tage.
Für die Statistik: Kilometerstand bei der “Wiederinbetriebnahme”: 110.385 km.
Es ist das Ende einer kurzen Ära. Im August habe ich die R nineT Racer übernommen. Nur etwas mehr als 1.500 km habe ich auf die Uhr gebracht. Und jetzt ist die Saison zu Ende. Zumindest für ein Lease-Bike.
Es war ein schönes Techtelmechtel. Noch nie wurde ich so oft auf mein Motorrad angesprochen. Nie zuvor hat mir ein LKW-Fahrer an der Ampel “two tumbs up” gezeigt. Und keines meiner Moppeds war so schick.
Darum fällt der Abschied zugegebenermaßen schwer. Morgen geht’s zum Händler. Und dann ist Wintersaison.
Seid Ihr eigentlich mit Snowboard-Content als Winterprogramm einverstanden? Wir werden das mal ausprobieren. Kommendes Wochenende geht’s los!
Brückentag in Deutschland und zumindest ein Vormittag ohne Termine im Büro. Rauf auf die R nineT Racer, die sich sichtbar in der Tiefgarage langweilt. Der Tag startet in München mit strahlendem Sonnenschein, Google warnt bereits vor einsetzendem Regen am Nachmittag. Also Pulli an und los.
In Schäftlarn fahre ich von der Autobahn. Über einige Bäume wehen restliche Nebelfetzen. Als ich in Richtung Kloster das Isarufer hinabfahre bin ich plötzlich mittendrin. Frühnebel. Feucht. Kalt. Wunderschön.
Auf der anderen Seite wieder rauf verlasse ich den Isar-Nebel. Herbstliche Farben leuchten in der Sonne. Und meine Mit-Brückentagler haben alle vergessen aufzustehen. Nix ist los auf den Straßen, die häufig noch nass und durch das Laub anständig rutschig sind. Also heute bitte anständig fahren, der Herr.
Nach Bad Tölz, Lenggrieß und einem Frühstück in einer kleinen Bäckerei in Fleck (dringende Bäckerei-Empfehlung auf der Durchreise nach Süden!) erreiche ich den Sylvensteinspeicher. Die Brücke über den Speichersee ist schwer pittoresk, mit den restlichen Wolken in den Bergen fast noch ein wenig hübscher als sonst.
Nach dem Speichersee und Fall bleibt die Wahl zwischen zwei Mautstraßen. Die Entscheidung ist vorher schon gefallen, und die 3,50 Euro gut investiert. Rein geht’s in über Vorder- und Hinterriß nach Eng. Eine zunehmende Anzahl an geparkten Autos und Menschen mit großen Fotoapparaten säumen den Weg. Ich bereue bereits, das leichte Gepäck der Spiegelreflex-Kamera vorgezogen zu haben. Die Landschaft ist umwerfend schön. Alle paar Meter muss ich anhalten. Und staunen.
Vermutlich gibt es diese Szenerie mit ihren bunten Farben nur wenige Tage im Jahr. Viel Laub liegt auch schon auf dem Boden, vielleicht ist in ein paar Tagen alles schon wieder vorbei. Aber heute stimmt einfach alles. Wetter, Licht, Jahreszeit, Fahrzeug, Lust und Laune.
Satt sehen ist ungemein schwierig. Eigentlich müsste man jetzt noch weg von der Straße, ein paar Höhenmeter die Berge rauf. Das kleine Gepäck verhindert das aber. Und so bleibt der Blick vom Straßenrand, über Bach, Ahorn und Berg.
Und irgendwann sattle ich dann wieder das Pferd. Zurück geht es über die zweite Mautstraße (4 Euro) der Isar entlang in Richtung Mittenwald / Walchensee. Ein einzelner Motorradfahrer teilt sich mit mir die Straße. Am Walchensee vorbei fahre ich über den Kesselberg nach Kochel. Der Kesselberg ist, oder besser war ein Klassiker und den Ausflugszielen der Motorradfahrer aus München. Mit entsprechendem Verkehr, Idioten und Unfällen. An Wochenenden ist er in südlicher Richtung gesperrt. Tempo 60, Radarkontrollen, zahlreiche Rüttelstreifen und Fahrbahntrenner tun ihr Restliches. Irgendwie macht das keinen Spaß mehr.
Aber was soll’s. Über die Autobahn geht’s zurück nach München.
Auf der Zielgeraden nach Hause hält ein LKW neben mir an einer Ampel. Der Fahrer schaut mich an und zeigt mir “two tumbs up”. Ich weiß nicht, ob er mein hübsches Retro-Motorrad, mein Outfit oder den Tag als solches meint. Aber es geht runter wie Öl. Und ist genau das Fazit dieser Tour.
Letzte Überraschung zuhause ist, dass meinem Mopped der rechte hintere Blinker fehlt. Nicht die Birne, nicht das Glas, sondern der ganze Blinker. Wie geht sowas? Wer ihn findet, bitte in den Kommentaren unten abgeben!
Die Tour:
GPX-Track Tour großer Ahornboden
Das ist jetzt echt schon ein paar Tage her, aber immer noch einer Erwähnung würdig. Wenn auch mit Verspätung. Denn mr kommt jo zu nix!
Unverhofft kommt nicht oft und heißt heute Markus. Er ist zufällig in München, sitzt zufällig auf zwei Rädern und muss zufällig zurück nach Ulm. Das geht direkt. Oder auch nicht.
Der Plan: Plansee. Der aufmerksame Leser dieser kleinen Motorrad-Kolummne weiß, wenn mir nix mehr einfällt, dann fahre ich da hin. Und meistens ist gesperrt. Heute nicht!
In München ist Sommer, spricht also gar nix dagegen mal abends noch kurz raus zu fahren. Mit jedem Kilometer nach Süden rückt jedoch eine Wolkenfront näher, und mit Ausblick auf die Zugspitze in dicht gehüllte Wolken und ein offensichtliches Regenband über Garmisch bin ich mehrfach geneigt, die A95 zu verlassen und den Markus halt doch nur auf geradem Weg zurück zu schicken. Ach, wird schon halten.
Und so ist es. Niemand ist uns im Weg und mit keinem teilen wir die wunderschöne Strecke durch den Ammerwald. Und Markus kannte sie nicht, ein doppelter Erfolg.
Fast mit dem letzten Licht des Tages kommen wir nach dem Plansee auf der Fernpass-Straße raus. Unsere Wege trennen sich. Ich fahre über Füssen und Schloss Neuschwanstein einmal quer bis Landsberg durch stockfinstere Nacht.
Ab der A96 schieße ich geradeaus zurück nach München. So ein Abendprogramm schreit nach Wiederholung.
Am Ende sind kurz mal knapp 260 km mehr auf der Uhr. Für so einen Feierabend keine schlampige Leistung!
Bitte alle, die mich am Abend zu einer Tour überreden könnten, melden. Der Überzeugungsaufwand hält sich in Grenzen!
Da musst du mal hin, hat der Nachbar gesagt. Chopper, Scrambler, Cafe Racer und mehr bauen die Jungs. Nichts von der Stange. Sogar in einen Reiseführer für München haben sie es schon geschafft. Und ich war noch nie da?
Die Gelegenheit ist günstig. Der Kustom Life Run 2017 macht halt in München. Der Run ist eine Veranstaltung des Kustom Life Magazins . Auf dem Weg von der Schweiz zur Ostsee macht der Tross regelmäßig halt und so auch an diesem Dienstag bei den Temple Choppers. Und eine Band haben sie auch dabei, also könnte es auch laut werden.
Der Abend beginnt mit einer Überraschung. “Ich fahre mit!”.
So fahren wir also zu zweit durch das nächtliche München. Eine BMW R nineT Racer (sowas von Serienstand, jetzt im Gegensatz zu “custom”) und eine Honda VFR (Serie, mal von ein paar abgefallenen Teilen und etwa 98 zusätzlichen Unterlegscheiben abgesehen).
Die Tempelhäcksler sind im Westend in einem Hinterhof, Straße und Hinterhof stehen voller Motorräder, eher nicht so im Serienstand. Und die Dan Dryers sind schon auf der Straße zu hören, obwohl sie eigentlich im Keller des Hinterhof Gebäudes spielen.
Insgesamt sehen nur wenig Motorräder so aus, als wären sie auf dem Run. Die meisten sind wie wir nur für den Abend gekommen oder stehen definitiv unbewegt bei den Choppers (weil Details wie Räder Motor oder alles fehlt). Und es sind nicht nur die üblichen Amerikaner aus Milwaukee. Erstaunlich viele BMW K75 oder K100 stehen rum. Schon umgebaut oder in froher Erwartung.
Als Serien-Biker mit Unterlegscheiben-Frau ein Bier zu bekommen gestaltet sich hingegen schwierig. Vielleicht liegt es auch an meiner Frisur (hab die Haare extra wachsen lassen und mir extra eine Platte auf dem Hinterkopf zugelegt), oder dem Integralhelm.
Ein toller Platz. #trotzdem.
Need Directions?
Temple Choppers
Bavarian Backyard Manufacturing
Westendstr. 21
80339 München
Opening Time:
Di 16:00 – 20:00
Do 16:00 – 20:00
Sa 10:00 – 16:00
Neues Motorrad im Stall, gutes Wetter, Feiertag in Bayern. Definitiv drei Gründe das Frühstück aus dem heimischen Wohnzimmer in die Berge zu verlegen.
Die R nineT Racer im Chiemgau. Viel Spaß:
Die Route:
Der Markt für gebrauchte Motorräder sei gut. Der für S1000Rs besonders. Ist das die Gelegenheit 2017 noch ein zweites Motorrad zu fahren? Ein ganz Besonderes?
Nach Abwägen aller Argumente (Vernunft, S1000R ist doch ein super Motorrad, wirklich nochmal tauschen und wieder nach 900 km zur Einfahrkontrolle) fahre ich überhaupt noch so viel dieses Jahr.
Achscheissdrauf.
Der Umstieg könnte drastischer nicht sein. Von der S1000 RR im letzten Jahr kommend war die “R” ja fast ein Chopper. Auf der R nineT Racer hingegen muss ich mich gewaltig strecken um an die Stummellenker hinter der (Verzeihung) arschgeilen Verkleidung zu erreichen.
Die “normale” R nineT ist mir viel zu klein. Die Knie stehen über die Aussparungen im Tank hinaus und ich sitze auf dem Mopped wie auf einem Rollschuh. Ganz anders bei der Racer. Langgezogen kommt sie daher, mit weit nach hinten gelegten Fußrasten. Beim ersten Aufsitzen bin ich mir sicher, dass mehr als die fünf Kilometer zur Eisdiele da nicht drin sind. Heute weiß ich, damit lag ich (glücklicherweise) völlig falsch.
Dann Anlassen. Wir erinnern uns: S1000R: “braaaaaaab braaaaab”, oder wie Akki sagen würde: “Fick mich, fick mich”. Jetzt die R nineT: “schüttel, schüttel, Blubber – blubber – blubberblubberblubber”. Fahre ich jetzt wirklich Gummikuh?
Aber die Kuh zieht ordentlich los. Der Zweizylinder-Boxer mit knapp 100 PS lässt aus den knapp 1200 ccm ordentlich Drehmoment. Das für den längs-eingebauten Motor typische Schütteln der ganzen Maschine bei Drehzahlwechseln erschreckt mich die ersten 1000 km an jeder Kreuzung. Abgeworfen hat sie mich aber noch nicht.
Die sehr schmale Verkleidung und die scheinbar sehr niedere Scheibe hat eine Aussparung, in die tatsächlich der Helm hineinpasst. Mit etwas geduckter Haltung ergibt sich damit eine schön laminier Strömung um Mopped und Fahrer und die Fahrt mit höherer Geschwindigkeit auf der Autobahn ist im Vergleich zur weitgehend nackigen S1000R sehr angenehm.
Gepäck. Äh – non. Ich wüsste zumindest nicht wohin.
Aber was soll das ganze Technik-Geschwurbel.
Die R nineT Racer ist ein Hingucker. Eine echte Angebermaschine. Bei jeder Pause werde ich drauf angesprochen. Was Serie? Sowas gibts? Auf der Autobahn bleiben Dosenfahrer beim Überholvorgang auf meiner Höhe um das Motorrad genauer anzuschauen. Und was will man mehr, als ein wunderschönes Motorrad, das sich genial fährt.
Nebenan hat Alex das diesjährige Alpenblitz Spektakel entlang der Route des Grandes Alpes filmisch aufbereitet:
Link zum Kettenritzel.cc-Youtube-Kanal.
Acht tolle Tage in acht Episoden. Schaut rein und genießt.
Wann fahren wir wieder?
Strecke, Strecke, Strecke.
Mittlerweile zu zweit haben wir heute die längste Etappe der Tour vor uns. 500 km von Genf in die Nähe von Straßburg.
Eine Rushhour gibt es sogar in der Schweiz, vielleicht mit noch langsamerem Verkehr als anderswo (Vorsicht: Vorurteil!).
So bleibt uns Zeit etwas von Genf zu sehen. Anders als viele andere Schweizer Städte wirkt Genf im inneren tatsächlich großstädtisch. Die Uferpromenade am Genfer See ist dann aber wieder typisch mondän.
Nach den Strapazen des gestrigen Tages entscheiden wir uns für ein gutes Stück Autobahn,
bevor wir bei Neuchâtel wieder in Richtung Frankreich und kleineren Straßen abbiegen.
Überraschend schön windet sich die Straße ins Tal des Flusses Doubs (sprich: “Du”), der an dieser Stelle die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich markiert.
Die Straßen sind ländlich, nicht mehr hochalpin, aber abwechslungsreich und schön zu fahren.
Bis hinein ins Elsaß wird die Strecke wieder weniger spektakulär. Lange Ortsdurchfahrten und viele gerade Straßen machen die Fahrt etwas zäh. Bis plötzlich wieder Kurven auftauchen.
Der Col de Bramont mit seinen knapp 1000 m über NN ist mir unbekannt. Bezeichnenderweise ist der erste Treffer bei Google die Seite “Quäl Dich” was wohl aber mehr für Fahrradfahrer als für Motorradfahrer gilt. Für uns ist es die Aufwärmende zum
Hands down, ein Heizerpass par excellence. Weit gezogene Kurven, guter Asphalt, Platz. Ein Fest.
Danach gehts weiter grob Richtung Norden. Dabei stehen wir plötzlich auf Schotter. Erst unbedenklichem, dann gröberem. Nach dem Col de la Finestre für uns und unsere Sporttourer ja Routine. Trotzdem bin ich froh als ich wieder Asphalt unter den Reifen habe.
Spätestens hier sind wir im Nirgendwo angekommen. Sogar der GPS-Tracker (s.u.) gibt bei der Aufzeichnung auf und mein Reiseleiter weiß auch nicht weiter.
Nach zuviel Hauptstraße D1420 biegen wir noch einmal vom rechten breiten Pfad der Tugend ab und fahren über die “Route du Zollstock” (kein Witz) nach Dabo. Hier sind einige Strecken frisch gemacht. “Chip-sealing” nennt das der Amerikaner, wenn auf eine Schicht Bitumen loser Schotter geschüttet wird und die Autos die Oberfläche Plattfahren sollen. Für Autos easy. Für Motorräder echt doof.
Schliesslich endet die Etappe in Ingwiller, wo uns Alex’ Bekannte äußerst nett und aufmerksam ein Nachtlager anbieten.
Das ist der letzte Abend der Tour des Grandes Alpes. Morgen heißt es vollends Abschied nehmen.
Aber heute haben wir uns noch ein Bier verdient. Dachten wir. Und? Es gibt Crémant d’Alsace. Thematisch zwar passend aber eben doch nur Zickenbrause.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.