Was bleibt zu sagen: die #Racer ist ein schönes Motorrad. Und Schönheit ist teuer. Weniger was den Preis der Maschine angeht als die Kompromisse, die Langstreckentauglichkeit, Gepäck, Bequemlichkeit. Darum verlieren wir keine weiteren Worte dazu sondern konzentrieren wir uns auf das, was die #Racer ausmacht…
Dritter und letzter Tag. Warum fahren wir nur ein Wochenende?
Los geht es also bei unserer Unterkunft in Oberhof. Das Wetter macht mit.
Anders als geplant (sogar das können wir) fahren wir die gestern total überlaufene Strecke nach Neustadt am Rennsteig – heute ohne jeden Verkehr und mit viel Spaß.
Entlang der Schwarza nimmt der Verkehr etwas zu. Es fühlt sich aber an wie ein echter Sonntagmorgen. Ein paar motivierte Motorradfahrer, ein paar Sonntagsausflügler auf dem Weg zu Großmuttern.
Das Planerglück bleibt uns hold,
so langsam lernen wir aber, dass diese Schilder eher Deko als ernstzumeinende Tourenvorschläge sind. Einheimische Radfahrer sprechen uns an, während wir nach Alternativrouten suchen. Und schlagen vor unbedingt die gesperrte Strecke zu nehmen. Das machen hier alle so.
Und so ist es auch.
Das Mittelgebirge behält uns zwei bis kurz nach Mittag, bei Blankenstein trennen sich dann jedoch unsere Wege. Alex muss nach Norden, ich ein paar hundert Kilometer nach Süden. Wolken ziehen auf, aber das schlechte Wetter kreist nur um mich herum.
Nach einem ersten Stück Autobahn verlasse ich am Stauende bei Gefrees die Bahn und wurschtle mich über Nebenstraßen. Mal interessanter, mal weniger, stehe ich plötzlich mitten in einem Kieswerk. Auf öffentlicher Straße.
Eine wunderbare Kulisse für ein paar Fotos.
Hinter Nürnberg/Feucht ist dann der Tag schon einigermaßen gebraucht und die Tourenfähigkeit der R nineT Racer weitgehend aufgebraucht. Etwas mehr als eine Stunde verbringe ich noch auf der Autobahn.
Und dann ist die Mittelgebirgstour 2019 Geschichte.
Es ist schon ein paar Tage her, aber erst jetzt komme ich dazu die Eindrücke vom zweiten Tag der Mittelgebirgstour zu kommentieren.
Von Bad Lobenstein gehts nach Norden zum eigentlich geplanten, aber ausgebuchten ersten Übernachtungsort, Ziegenrück. Auf den Booking-Seiten war das eher ein komisches Dorf, beim Durchfahren aber durchaus hübsch. Hier hätten wir es auch ausgehalten.
Wir waren ja schon einmal in diesem Revier unterwegs, in etwas größerer Besetzung. Da ich sowas immer vergesse und mich über alles noch einmal freuen kann brauchte es schon bis zur Mühlenfähre bevor ich mich erinnere.
Aber dieses Stück öffentlicher Nahverkehr ist so bemerkenswert, das vergisst man nicht.
Ab da versuche ich mehrfach vorauszufahren. Erfolglos. Spätestens an jeder zweiten Straßenkreuzung schickt mich das Navi im Helm in die falsche Richtung und so fährt der Herr Hauser vorbei und die ersten Stunden immer voraus. Wir umrunden den Hohenwarte Stausee. Die Straße ist kurvig, schön (und wie vielen an diesem Tag) holprig zu fahren. Immer wieder denke ich, lass uns anhalten und fotografieren. Und irgendwann sind wir über die Staumauer drüber und der See hinter uns. Stellt ihn Euch vor: schön, selbst kurvig wie eine Motorradtour. Und nicht fotografiert. Außer der Straße auf der Staumauer.
Es geht weiter über Leutenberg nach Großgeschwenda, hinter dem es einen ersten großartigen Ausblick über den Thüringerwald und seine Landschaft gibt.
Danach wird’s wild. Baustellen, Großeinsatzübungen der Polizei, willkürliche Streckensperrungen machen unser Tagesprogramm anders als geplant. Aber wir wollen Neues erleben und tun es.
Irgendwann sind wir zurück auf dem Rennsteig, der nicht etwa eine Motorradrennstrecke ist, sondern vielmehr ein alter Grenzweg, heute Fernwanderweg. Wir teilen uns die Strecke mit beschleunigten Wanderern. Ein Volkslauf/-fahrradrennen/-amstraßenrandrumstehen macht die kurvige Strecke zu einem Hindernisrennen. Entsprechend gemächlich sind wir unterwegs.
Wir kommen vorbei an Oberhof, bekannt aus den langatmigen Wintersportübertragungen im Ersten. Indoor-Biathlonhallen und Sprungschanzen wirken im Sommer fast ein wenig wie die verlassenen Wintersportorte der Alpen abseits der Saison. Die Sprungschanze liegt direkt an der Straße, auf der anderen Straßenseite schließen sich noch (zugewachsene) Tribünenplätze an.
Natürlich ist kurz nach der Schanze mal wieder Schluß weil Straße gesperrt. Via Zella-Mehlis kurven wir in einem Riesenschlenker weiter. Die Temperatur und die ständige Umplanung drücken mir ehrlich gesagt so langsam aufs Gemüt. Aber hilft ja nix.
In Bad Liebenstein ändert sich die Gemütslage schlagartig. Im Ort schon beginnt die Glasbach Rennstrecke. Anders als vor 5 Jahren gurken wir hier aber keinen Ren(n)tner-Autos hinterher sondern kommen flott um die wunderbar in den Hang gezogenen Kurven. Ein großes Fest. Leider ohne Bildmaterial, denn wenig zuvor haben die Thüringerwaldstraßenbeläge ihre Schuldigkeit getan und die GoPro von der Halterung vibriert. War eh ne alte.
Nach kurzer Pause und Stärkung erfreuen uns die nächsten Sperrungen und Sackgassenzeichen. In der Ferne zieht der Himmel bedrohlich zu und kurz vor Ankunft in Oberhof werden wir dann endlich auch noch einmal nass. Sauglatt sind die Bitumenstreifen auf den letzten gut ausgebauten Metern der L1128. Jetzt ist Konzentration angesagt, denn nach weit über 300 km und gut Kurven im Gebälk ist sicher ankommen die Devise.
Die Wahl der Unterkunft erweist sich als Glücksgriff. Die Wahl des Abendmahles als schwierig. Würzfleisch heißt die Devise. Aber mit nem Bierchen oder zwei tut das auch gut.
Die letzten Jahre war Alpenblitz. Dieses Jahr ist der Urlaub knapp und die Tour mit dem Kettenritzel.CC muss zeitoptimiert, in unserem Fall an einem Wochenende stattfinden. Und da wir aus Berlin und München anreisen ist der beste Kompromiss die Mitte. Der Thüringer Wald. #Alpenblitz goes #Mittelgebirgstour.
An einem Freitag gegen vier komme ich endlich aus München los. Irgendwie bin ich im Motorradfahr-Modus. Trotzdem ist München noch im Feierabendverkehrsmodus. Und so verbringe ich die erste halbe Stunde nicht im Fahrtwind sondern im Stadtverkehr. Bei Touren dieser Art ist es immer wichtig auch einen gefühlsmäßigen Startpunkt zu haben. Von dem aus dann alles besser wird. Und 30 Minuten mittlerer Ring bei doch einigermaßen Hitze ist ein guter Startpunkt. Ab jetzt wird es besser.
Und so genieße ich sogar die erste Stunde Autobahn bis knapp hinter Nürnberg. Wenigstens rollt der Verkehr, der Fahrtwind tut gut und ich liege gut in der Zeit.
Dann muss ich aber runter von der Bahn. Bei Lauf an der Pegnitz fahre ich runter, die Landstraßen hier sind mir weitgehend unbekannt und erst mal unspektakulär. Doch bei Pottenstein tauche ich plötzlich in ein völlig unerwartet schönes Tal ab.
Die Püttlach hat sich hier in das Land eingeschnitten und die Straße schlängelt sich dem kleinen Fluß entlang. Die Felsformationen am Rand sind schwer hübsch, und die Burg, die hoch auf einem der Steine sitzt könnte nicht malerischer im Abendlicht liegen.
Kurz nach dem Ort zweigt die Straße durch die Bärenschlucht ab.
Ab hier bleibt die Strecke kurvig, die Landschaft ist zunehmend weniger besiedelt und die Straßen sind scheinbar nur für mich da.
Auf der Höhe von Kronach fahre ich schließlich in den Frankenwald. Die Reserveanzeige geht an, also bei der nächsten Möglichkeit tanken. Tolle Straßen, tolle Kurven weit und breit. Aber keine Tankstelle.
Erst am Zielort für den ersten Tag, in Bad Lobenstein, gibt es eine Tanke mit Kartenautomat. 40 km sind also mindestens drin im Reservetank. Aber ein bisschen beunruhigend war’s schon.
Fast zeitgleich mit mir kommt Alex an unserem Hotel mitten im Ort an. Timing haben wir drauf.
Genug fremde und eigene Kunst. Nicht jeder hat ewig Urlaub und so muss ich zurück nach München. Für die Rückfahrt habe ich nur einen Tag und vom See komme ich auch erst nach ausführlichem Frühstück und so weiter los. Und so ist der Plan erst einmal die Bahn.
Vom See fahre ich die A22 bis Auer. Das macht Strecke, aber keinen Spaß. Runter von der Bahn komme ich am Kalterer See vorbei, durchaus verbunden mit Motorradgeschichte und -folklore. Die in Kaltern gestrandete CB750 seinerseits war aber vor den Zeiten der Internetblogs und so muss nur ich mich an diese schwierige Geschichte erinnern.
Den Mendelpass setze ich kurz an um zu merken, dass ich damit wieder in Richtung Süden komme. Da will ich ja gar nicht hin. Also zurück nach Norden, an Andrian vorbei und auf der anderen Talseite den Berg hinauf. Hier beginnt eine lange, kurvige und landschaftlich wunderschöne Strecke über Mölten, Vöran, Hafling (wer jetzt an Pferde denkt hat Recht) bis Meran.
Dort wird der Himmel dunkler und die Frage spannend: hinten bei St. Leonard links über das Timmelsjoch – bis gestern geschlossen – oder eben rechts in Richtung Jaufen- und Brennerpass.
Das Schild sagt “Timmelsjoch geöffnet” – juhuu! Also rauf auf den Pass.
Es wird grauer, irgendwann hagelt es und die Straße im oberen Bereich der Passsüdseite ist nass. Dafür ist kaum jemand unterwegs.
Es tröpfelt. Kein Grund den Regenkombi aus dem gut verstauten Gepäck zu holen. Bald geht’s ja wieder runter und dann kommt der Sommer zurück. Ich will nicht zitiert werden.
Durch den Passtunnel hindurch offenbart sich die Nordseite. Mehr Regen (hört aber gleich auf), Wind, und Schnee. Etwas Schnee.
Der Regen wird nochmals stärker, aber jetzt die Regenkombi anzuziehen wäre albern. Es geht ins Tal, und da wird die Sonne scheinen.
An der Mautstation zahle ich zähneknirschend oder -klappernd die 14 Euro für die einfache Fahrt.
Der Regen wird noch stärker und läuft bereits quer durch die Lederkombi. Aber jetzt anhalten, das wäre echt albern.
In Sölden sind meine Nerven dann durch. Also raus mit der Regenkombi. Alles ist klamm und nass. Aber jetzt bin ich schön in Gummi verpackt. Der Regen kann mich mal.
Nach 2 km ist die Straße trocken.
Jetzt nur noch heim. Über Scharnitz und Mittenwald fahre ich zum Walchensee. Die Handgelenke tun weh, ich hab Hunger. Und so ein Wurschdsalat am See ist eine großartige Sache.
Der Wurstsalat kommt, es beginnt zu regnen.
80 km später bin ich in München. Es war eine tolle Tour!
Mein Urlaub ist knapp, der der Familie weniger. So steht die Ausrede, bevor ich sie brauche. Die Familie fährt für eine Woche an den Gardasee und ich nur über’s Wochenende.
Wie komme ich da nur hin?
Im Prospekt steht “das perfekte Reisemotorrad”. “Nehmen Sie soviel Gepäck mit, wie Sie wollen”. Nur eben bei der BMW 1250 GS. Und nicht auf der Seite der R nineT Racer. Egal, beweisen wir, dass es geht.
Schon das Gepäck ist eine Herausforderung. Der ach so sexy Bürzel ist das Gegenteil des Gepäckträgers. Nichts, was man mit ausreichend Spanngurten fixen könnte. Check.
Die Routenplanung ist die nächste Herausforderung. Langgestreckte, geduckte Haltung, viel Gewicht auf den Handgelenken. Kombiniert mit wetterbedingten Sperrungen in den ganzen Alpen? Ignorieren. Check.
Also los.
In der letzten Besprechung im Büro sitze ich bereits in leicht gestreckter Haltung am Besprechungstisch und schaue immer wieder nervös, ob das Gepäck hinter mir noch an Ort und Stelle sitzt. Für heute ist zwar nur noch die Anfahrt an die Berge im Programm. Aber eine Ankunft im Hellen wäre schön. Und wie lange diese Anfahrt am letzten Schultag vor den Pfingstferien dauert ist schwer abschätzbar.
So wähle ich eine vergleichsweise direkte Strecke (das Hahntennjoch mit seinen lächerlichen 1894 Metern ist wegen Schnee eh noch gesperrt. IM JUNI!) zu meiner Unterkunft im Unterengadin. Ohne weitere Störungen bin ich nach nicht mal vier Stunden da.
Hin zu den Pässen.
Schnee wie selten in den Alpen zu Pfingsten, Klassiker wie das Stilfser Joch, der Gaviapass oder der Passo Crocedomini sind noch geschlossen. Und so wird es eine ganz andere Route als sonst.
Noch vor dem ersten Pass offenbart sich ganz unerwartet ein wunderschönes Stück Straße. Zwischen Scoul und Zernez schlängelt sich die Straße ganz ohne Verkehr dem noch mickrigen Inn entlang. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind perfekt und die #Racer handelt wunderbar die harmonisch in das Tal gelegten Kurven entlang. So kann es weitergehen.
Ofen, sonstwo, Umbrail.
Den Tunnel nach Livigno lasse ich rechts liegen und fahre den Ofenpass hinauf. Vor ein paar Jahren hatten wir hier mächtig Spaß mit den beiden RRs. Heute, mit der #Racer, finde ich den Pass zwar landschaftlich immer noch atemberaubend, aber fahrtechnisch fast ein wenig langweilig. Zu wenig, zu weite Kurven. Aber Landschaft. Reichlich.
Eher versehentlich biege ich in Fuldera links ab. Der Bus vor mir will nicht recht aus dem Weg gehen und in der Abzweigung steht ein Busse verboten Schild. Ein Zeichen. Und so schlängelt sich ein einspuriger Fahrweg ohne jeden Verkehr auf der linken Talseite bergauf. Sicherlich unnötige Höhenmeter. Aber darum geht’s ja schließlich.
Am höchsten Punkt offenbart sich ein Ausblick auf das was kommt. Auf der anderen Talseite schlängelt sich der Umbrail-Pass hinauf in Richtung Stilfserjoch.
Also runter nach Santa Maria im Münstertal und hoch in Richtung Umbrail. Auch hier erfreulich wenig Verkehr. Ein einziges Mal sauge ich mich hinter zwei alten BMWs fest, deren Heckscheibe die “250 € Challenge” ziert. So wie die Karren aussehen waren die für den Preis aber vollgetankt. Völlig unerwartet fahren nach wenigen Metern aber beide rechts ran und lassen mich vorbei. Umbrail for one.
Die Racer macht einen Heidenlärm den Berg hinauf. Die Straßenlage ist atemberaubend, lediglich die Gasannahme nach der Kehre ist etwas gewöhnungsbedürftig. Anders als die großen Schwestern aus dem Stalle BMW hat die R nineT kein E-Gas sondern einen guten alten Seilzug. Und der hat gerade soviel Spiel zwischen nix und Beschleunigung, dass zwischen Schräglage am Kurvenende und Beschleunigung auf die Gerade noch ordentlich Adrenalin passt. Gewöhnungssache. Aber noch nicht am ersten Pass.
Oben: Schnee.
Jemand war so freundlich das Umbrail Passschild auszugraben. Gerade noch Glück habe ich, als oben ein kleines Schild verkündet: Abfahrt bis Bormio nur bis 12:00 Mittag, danach wegen Lawinengefahr gesperrt. Es ist 11:20 Uhr. Also runter nach Bormio.
Mortirolo.
Einmal Mopped und Fahrer betanken,
dann weiter auf bislang für mich völlig unbekannter Strecke, dem Passo Mortirolo.
Schmale Straße, guter Fahrbahnbelag, meist durch den Wald aber mit immer wieder schönen Ausblicken in die benachbarte Bergwelt. Durchaus eine Entdeckung.
Passo Tonale, Madonna die Campiglio
Von Ponte die Legno geht es klassisch weiter über den Passo Tonale. Die Heizerdichte nimmt wieder zu. Ich frage mich, warum die übelsten Fahrer alle schweizer Kennzeichen haben (dürfen die das zuhause nicht?) und warum diese mich auf der folgenden Strecke fünfmal überholen. Entweder die haben kein Navi oder einen noch höheren Espresso-Verbrauch als ich. Egal. Ich bin Genuß-Racer-Fahrer.
Vor Madonna di Campiglio male ich das Sternbild des wegen Straßensperrungen frustrierten Motorradfahrers in den GPX-Track
die Auffahrt nach Madonna di Campiglio entschädigt aber für die Umwege.
So langsam spüre ich die Kilometer in den Handgelenken. Touren auf der #Racer ist durchaus harte Arbeit.
Es sind aber auch nur noch ein paar Kilometer bis zum See. Ein mir bislang verborgen gebliebenes Sträßchen über Pranzo bringt mich mit vielen Kurven runter nach Garda. Dort brennt die Sonne und das Pfingstwochenende beschert mir ein Gefühl von München am Gardasee.
Gegen fünf komme ich an. Der Empfang ist herzlich (Familie) und bestätigend (“geiles Motorrad” vom benachbarten Balkon). Für heute stelle ich die #Racer auf den Parkplatz und mich in den Biergarten der Speckstube, dem wohl italienischsten Lokal am Gardasee.
Den Rückweg vom Gardasee gibt’s bald an dieser Stelle. Stay tuned!
Wenn Du Motorradfahren MUSST. Oder Dir zumindest keine Ausrede einfallen lassen MUSST.
Nächste Woche ist der Termin für die Erstinspektion. Vor langer Zeit vereinbart, weil um diese Jahreszeit schwer zu bekommen. Und dann dieses Wetter. Unter 600 km braucht keiner zur Erstinspektion. 230 km sind auf der Uhr. Der Mathematik-begabte Sohn rechnet: es fehlen 285,3 km. Ich rechne nach: es sind 370. Meterstab und Straßenkarte raus: es wird das Chiemgau.
100 km auf der A8 geradeaus nach Bernau, dort runter von der Bahn und den kleinen Straßen nach Süden folgend. Zugegeben überrascht bin ich von dem nach kurzem auftauchenden Grenzübergang nach Österreich. Die Straßen werden aber passend schmal und die Berge werden wieder weiß. Dieses Jahr ist einfach noch Ende Mai Winter.
Kurz vor Sebi, bevor es auf die stärker befahrene B172 geht, wird es das erste Mal richtig kurvig.
Die R nineT ist noch reichlich ungewohnt, und so trage ich das gute Stück mehr um die Kurve als dass sie liegt.
Der südlichste Punkt der Tour ist schließlich St. Johann. Danach wird es straßentechnisch eher kleinteilig. Winzige Wege, nichts für hohe Geschwindigkeiten, aber dennoch reichlich Fahrspaß bringen mich wieder nach Norden. Und so taucht der Chiemsee im flachen Land viel schneller auf als erwartet.
Am See entlang gibt es viele schöne Ausblicke auf Wasser, dahinter Berge, darauf immer noch Schnee.
Kurz bevor es zurückgeht brauchen Mensch und Maschine nochmals Treibstoff. Während der Racer echt immer noch mit Esso zufrieden ist braucht der Fahrer ordentlichen Espresso. Und eher aus Versehen gibt es diesen im http://pura.restaurant/ (geile URL, muss man denen lassen).
Die zwei Jungs an der Kaffeemaschine kriegen sich gar nicht mehr ein ob des tollen Motorrads. Ob ich die selber aufgebaut habe (äh, leider nein). Und ob ich ihren Spezel kenne, der auch (?) BMWs umbaut. Und schon suchen sie Bilder raus und beschließen, dass es auch im Chiemgau ordentliche Custom-Bike-Bauer gibt. Darüber später vielleicht mehr. Ach ja, und Cafe können die auch.
Von Bernau aus geht es zurück auf der Bahn. Und der obligatorische Regen kommt auch noch.
Was soll’s. In der heimischen Tiefgarage angekommen ist das Ziel erreicht, sogar leicht überboten: am Mittwoch geht’s mit 608 km zum Kundendienst. Nennt mich Overachiever.
Es ist das Ende einer kurzen Ära. Im August habe ich die R nineT Racer übernommen. Nur etwas mehr als 1.500 km habe ich auf die Uhr gebracht. Und jetzt ist die Saison zu Ende. Zumindest für ein Lease-Bike.
Es war ein schönes Techtelmechtel. Noch nie wurde ich so oft auf mein Motorrad angesprochen. Nie zuvor hat mir ein LKW-Fahrer an der Ampel “two tumbs up” gezeigt. Und keines meiner Moppeds war so schick.
Darum fällt der Abschied zugegebenermaßen schwer. Morgen geht’s zum Händler. Und dann ist Wintersaison.
Seid Ihr eigentlich mit Snowboard-Content als Winterprogramm einverstanden? Wir werden das mal ausprobieren. Kommendes Wochenende geht’s los!
Brückentag in Deutschland und zumindest ein Vormittag ohne Termine im Büro. Rauf auf die R nineT Racer, die sich sichtbar in der Tiefgarage langweilt. Der Tag startet in München mit strahlendem Sonnenschein, Google warnt bereits vor einsetzendem Regen am Nachmittag. Also Pulli an und los.
In Schäftlarn fahre ich von der Autobahn. Über einige Bäume wehen restliche Nebelfetzen. Als ich in Richtung Kloster das Isarufer hinabfahre bin ich plötzlich mittendrin. Frühnebel. Feucht. Kalt. Wunderschön.
Auf der anderen Seite wieder rauf verlasse ich den Isar-Nebel. Herbstliche Farben leuchten in der Sonne. Und meine Mit-Brückentagler haben alle vergessen aufzustehen. Nix ist los auf den Straßen, die häufig noch nass und durch das Laub anständig rutschig sind. Also heute bitte anständig fahren, der Herr.
Nach Bad Tölz, Lenggrieß und einem Frühstück in einer kleinen Bäckerei in Fleck (dringende Bäckerei-Empfehlung auf der Durchreise nach Süden!) erreiche ich den Sylvensteinspeicher. Die Brücke über den Speichersee ist schwer pittoresk, mit den restlichen Wolken in den Bergen fast noch ein wenig hübscher als sonst.
Nach dem Speichersee und Fall bleibt die Wahl zwischen zwei Mautstraßen. Die Entscheidung ist vorher schon gefallen, und die 3,50 Euro gut investiert. Rein geht’s in über Vorder- und Hinterriß nach Eng. Eine zunehmende Anzahl an geparkten Autos und Menschen mit großen Fotoapparaten säumen den Weg. Ich bereue bereits, das leichte Gepäck der Spiegelreflex-Kamera vorgezogen zu haben. Die Landschaft ist umwerfend schön. Alle paar Meter muss ich anhalten. Und staunen.
Vermutlich gibt es diese Szenerie mit ihren bunten Farben nur wenige Tage im Jahr. Viel Laub liegt auch schon auf dem Boden, vielleicht ist in ein paar Tagen alles schon wieder vorbei. Aber heute stimmt einfach alles. Wetter, Licht, Jahreszeit, Fahrzeug, Lust und Laune.
Satt sehen ist ungemein schwierig. Eigentlich müsste man jetzt noch weg von der Straße, ein paar Höhenmeter die Berge rauf. Das kleine Gepäck verhindert das aber. Und so bleibt der Blick vom Straßenrand, über Bach, Ahorn und Berg.
Und irgendwann sattle ich dann wieder das Pferd. Zurück geht es über die zweite Mautstraße (4 Euro) der Isar entlang in Richtung Mittenwald / Walchensee. Ein einzelner Motorradfahrer teilt sich mit mir die Straße. Am Walchensee vorbei fahre ich über den Kesselberg nach Kochel. Der Kesselberg ist, oder besser war ein Klassiker und den Ausflugszielen der Motorradfahrer aus München. Mit entsprechendem Verkehr, Idioten und Unfällen. An Wochenenden ist er in südlicher Richtung gesperrt. Tempo 60, Radarkontrollen, zahlreiche Rüttelstreifen und Fahrbahntrenner tun ihr Restliches. Irgendwie macht das keinen Spaß mehr.
Aber was soll’s. Über die Autobahn geht’s zurück nach München.
Auf der Zielgeraden nach Hause hält ein LKW neben mir an einer Ampel. Der Fahrer schaut mich an und zeigt mir “two tumbs up”. Ich weiß nicht, ob er mein hübsches Retro-Motorrad, mein Outfit oder den Tag als solches meint. Aber es geht runter wie Öl. Und ist genau das Fazit dieser Tour.
Letzte Überraschung zuhause ist, dass meinem Mopped der rechte hintere Blinker fehlt. Nicht die Birne, nicht das Glas, sondern der ganze Blinker. Wie geht sowas? Wer ihn findet, bitte in den Kommentaren unten abgeben!
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