Die Tour ist schon ein paar Tage her, das werdet Ihr merken, wenn auf den Bildern plötzlich Schnee zu sehen ist. Aber mein Leben ist derzeit etwas kompliziert, die Tage voll, sei es im Job oder beim Home-Schooling und das Motorrad sieht auch mehr Schrauben- als Zündschlüssel. Und so etwas verspätet, aber nicht weniger schön, die Erinnerung an eine tolle Tour Ende des Wonnemonats Mai in den äußersten Südosten der Bundesrepublik.
Geplant war die Tour schon seit langem. Jetzt folgt die Umsetzung.
Nach einer Stunde Autobahn beginnt die Tour in Bernau am Chiemsee. Hinter Marquartstein biege ich ab in Richtung Vogllug und erwische die ersten paar Kurven des Tages. Nach Unterwössen wird die Strecke dann interessanter. Zwar als Bundesstrasse B305 eher großspurig benannt, aber mit schön weit gezogenen Kurven.
Die B305 ist hier Teil der Deutsche Alpenstraße.
Kurz vor Schneizlreuth ist die B305 dann gesperrt. Wie sich im Nachgang herausstellt wohl längerfristig, da sich Straße und Unterbau in bedauernswertem Zustand befinden. So richtig schlimm ist das aber gar nicht. Die Umleitung führt über die ST2101 vorbei am Berner Thumsee auf schönen Nebenstraßen.
Einzig die permanente Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h ist für diese Straße etwas anstrengend. In Bad Reichenhall biege ich gleich wieder ab in Richtung Alpenstraße. Ein Stück der B21 am Saalachsee entlang folgend komme ich in Fronau zurück auf die B305. Hier werden die Berge schon massiver und die Aussichten spektakulärer. Ach ja, und der Himmel dunkler. Wird schon halten, oder?
Kurz vor dem Taubensee biege ich auf eine Nebenstraße in Richtung Hintersee ab. Jetzt kommt zur Landschaft noch kleine Straße.
Ich fahre noch ein paar Kilometer weiter und biege kurz ab in Richtung Königssee. Touristenziel Nummer eins in der Region empfängt mich ein riesengroßer Parkplatz, kurze Hosen und Tennissocken in Sandalen. Und kein Zugang zum See. Außer vielleicht nach bezahlter Parkgebühr (auch für Motorräder) zu Fuß…
Und selbst nach Fußmarsch zeigt sich: nicht viel. Denn außer der Schiffsanlegestelle ist vom See nichts zu sehen. Schifffahrt buchen, raus fahren und so weiter. Dafür habe ich keine Zeit. Ich will Motorrad fahren.
Ich fahre Richtung Berchtesgaden, biege aber schon am Ortseingang rechts ab (“Vorderbrandstraße”). Was als schnöde Tempo-30-Zone beginnt schraubt sich immer höher in die Berchtesgadener Berglandschaft.
Die Häuser werden weniger, die Landschaft mehr. Nur Tempo 30 bleibt. Auf Strecken, auf denen das nicht mal annähernd auszuhalten ist.
Bei der Abfahrt gibt es immer wieder Blicke hinein in den Nationalpark Berchtesgaden, dessen knapp 2.500 m hohe Gipfel schon fast hochalpin wirken.
Bei Obersalzberg mündet das Sträßchen auf die B319, von der wenige Meter später die Roßfeld-Panoramastraße abbiegt. Da will ich hin.
Die Roßfeld-Panoramastraße ist eine Mautstraße. Zu Beginn eine Schranke, daneben ein Ticket-Automat. 5 Euro soll die Fahrt kosten, das nehme ich gerne in Kauf. Vor der Absperrung stecke ich mein Ticket in den Automat – und tatsächlich öffnet sich die Motorradschranke.
Bereits direkt nach der Schranke kommt die erste Kehre. Es ist kaum Verkehr, die Straße gut.
Die Straße führt über unzählige Kurven auf etwa 1.600 Meter über dem Meeresspiegel. Der Blick reicht nach Osten auf das Salzachtal mit Salzburg, den Salzburger Alpen, dem Dachstein und dem toten Gebirge auf der einen Seite und nach Westen auf die Berchtesgadener Alpen mit Watzmann, Hochkalter und Reiteralpe. Und so wie es sich für die höchste Panoramastraße Deutschlands gehört liegt auf dem Pass Ende Mai noch eine Menge Schnee. Glücklicherweise nur neben der Straße.
Auch die Abfahrt zurück Richtung Berchtesgaden ist kurvig, spektakulär und gut zu fahren.
Wieder in Berchtesgaden angekommen ist die Nadel in der Tankanzeige bereits jenseits der Reserve (eine Spezialität der VFR – nach Reserve und “Null” kommen noch etwa 40 km. Aber nur für gute Nerven). Berchtesgaden ist eine weltbekannte Stadt, da ist tanken kein Problem. Ihr ahnt es bereits: denkste. Am Königssee war eine Tankstelle, da dachte ich noch: direkt am Touristen-Parkplatz, bestimmt teuer, da tanke ich nicht. Und jetzt ist die Nadel unter Null. Ich fahre kreuz und quer durch Berchtesgaden, ohne Erfolg. Immerhin habe ich jetzt das Meiste der Stadt gesehen.
Erst weit nach Bischoffswiesen, nach Winkl erbarmt sich eine Zapfsäule meiner Nerven. Alles gut gegangen. Merke: nächstes Mal tanken wenn eine Tankstelle kommt. Und nicht wenn die Nadel am Anschlag hängt.
Hier endet die Tour. Irgendein Motorradfahrer aus meiner Ein-Mann-Reisegruppe hat sich für den Abend in München zum Grillen verabredet. Rein rechnerisch ist das nur noch auf der direkten, schnellsten Verbindung zu schaffen. Und die heißt A8 und ist nicht der Rede wert.