Ein lauer Wind weht durch die Straßen und die Sonne strahlt am blauen Himmel – und die Motorradbatterie hängt noch am Ladegerät im Winterquartier. In diesem Jahr beginnt die Motorradsaison später als je zuvor, aber lieber spät als nie.
Die Batterie ist schnell drin, dazu noch etwas Luft in die Reifen und ab geht es gen Süden, über die Autobahn bis zur Ausfahrt Schäftlarn. Von dort aus setze ich die Reise fort, vorbei am idyllischen Oberbayern, durch reichlich neu geschaffene 30er Zonen und Grillduft über den Gärten. Das Ziel ist Wolfratshausen. Von Schäftlarn führt eine Straße mit einigen Kehren hinunter in die Stadt.
Von Wolfratshausen fahre ich weiter nach Ascholding, und über Mosham und Dettenhausen zurück in Richtung München. Hinter Deiningen geht es links ab über einige Kehren und erst über Isakanal und dann Isar. Mit mir sind hunderte Fahrradfahrer auf der Strecke unterwegs.
Jetzt bin ich ja selbst begeisterter Rennradfahrer. Und ertappe mich dabei, wie ich mich fast unwohl fühle, mit dem Motorrad mal an den Rennrad-Kolonnen vorbei zu drängeln, und mich dann wieder ärgere, wenn sie an der nächsten Baustellenampel wieder vor mir stehen.
Auf unserem weiteren Weg passieren wir das beeindruckende Kloster Schäftlarn. Nur mit Mühe schaffe ich es, nicht im Kloster-Biergarten anzuhalten
Der Saisonstart 2023 mag zwar später als gewohnt gekommen sein, doch die ersten Stunden auf dem Motorrad zeigen, dass es die Sehnsucht nach der Freiheit auf zwei Rädern noch gibt.
Ein paar Touren sind bereits geplant. Vielleicht ergibt sich dazwischen noch mehr. Ich werde berichten.
Es gibt ein Problem mit Corona-bedingtem Homeoffice. Und Homeoffice generell. Es entfällt die Anfahrt (meistens morgens, müde, schlecht gelaunt) und vor allem die Rückfahrt (abends, müde, schlecht gelaunt – aber mit der Chance auf einen Umweg). Ride to work – work to ride. Wenn ich ganz ehrlich sein soll ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz ins Bett genau 40 cm. Da ist sogar der Weg zur Kaffeemaschine weiter.
Also muss man mutwillig raus. Zum Beispiel am Freitagnachmittag. Zum Beispiel ohne Plan und ohne Ziel.
Ein guter Weg aus München raus ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz, am Bett vorbei (40 cm, Achtung: Gefahr hängen zu bleiben!), um die Kaffeemaschine rum (Achtung: Gefahr in Folge ständig anhalten zu müssen), auf die A95 bis keine Häuser mehr zu sehen sind.
Dann kommt kurz vor der Abzweigung nach Starnberg ein Parkplatz. Mit einer versteckten und sogar legalen Ausfahrt. Und schon ist man auf dem Land.
Kleine Straßen, wenig Verkehr. Und Landschaft. Immer wieder Landschaft. Das ist halt so im bayerischen Oberland. Man kann fast nicht wegschauen. Und schon sind da wieder verschneite Berge vor saftigen Wiesen und so weiter.
Übrigens: Berge, so im Ausland, wären auch mal wieder nett. Aber geht eben gerade nicht. Also weiter im Oberland.
In der Nähe von Raisting reihen sich in Bergpanorama, grüne Wiesen und katholische Kapellen eine Reihe eigenartiger weiterer Sehenswürdigkeiten ein: die Erdfunkstelle Raisting.
Eine der ersten kommerziell betriebenen Satelitten-Bodenstationen Deutschlands. Wie außerirdische stehen die zahlreichen Parabolantennen in der Landschaft in der Nähe des Ortes Raisting.
Die erste große Antenne, die “Radom” war bei meinem letzten Besuch in einer großen, kugelförmigen Traglufthalle versteckt, wo sie normalerweise auch hingehört. Der Sturm “Bianca” hat im Februar 2020 die Hülle zerstört, weshalb die Antenne derzeit freisteht.
Die Radom übertrug damals die erste Mondlandung, die olympischen Spiele 1972 in München und war angeblich Teil der Leitung des “roten Telefons” im kalten Krieg. Heute steht sie nackig da. Die Bautafeln verkünden aber den Wiederaufbau der Halle und die Wiedereröffnung des Museums für Ende 2021. Bis dahin ist das Industriedenkmal schon allein von außen sehenswert.
So langsam wird’s kalt. Also Jacke an, Navi auf Heimat, und zurück über eher breite Straßen nach München.
Die Kaffeemaschine ist noch an. Und das Bett so nah. Ich sag nur Homeoffice.
Pfingsmontag. Nix vor. Also noch kurz raus auf eine kleine Runde durch’s Münchner Umland. Da spricht die Frau: ich komm mit. Exzellent! Das ist ja wie ganz früher!
Ziel heute ist das Franziskanerkloster Reutberg bzw. eher seine Klosterbrauerei samt Wirtschaft. Die “kurvige Route” bringt uns aber erst einmal durch kleine Sträßchen im Münchner Süden. Auch eine Form seine Stadt kennenzulernen.
Hinter Pullach und Grünwald wird es dann aber tatsächlich ländlich, kurviger und der Verkehr weniger. In Straßlach zweigen wir von der Staatsstraße ab und nehmen zunehmend kleinere Sträßchen. Eulenschwang, Sonnenham, Attenham. Klingt oberbayrisch. Und würde man ohne Zweirad wohl nie finden. Hinter Dietramszell biegen wir auf kleine Straßen durch Wälder ab, auf die wir uns erst vor ein paar Wochen mit der Vierraddose verirrt hatten und damals schon eine gedankliche Notiz machten: unbedingt mal mit dem Motorrad hinfahren. Jetzt erinnere ich mich wieder.
Funfact am Rande: welches andere deutsche Wort schafft es zwischen den silben doppelte Konsonanten zu haben? VieR-RaD-Dose. Ich liebe es.
Wir nähern uns dem Reutberg von Süden. Ein eigentlich ganz prominentes Kloster auf dem Berg. Erst einmal Kultur. Von innen ist die Kirche winzig. Ein inverses Raumwunder. Massiv von außen, Kapelle von innen.
Jetzt Biergarten. Leider hatten die Idee noch andere. Dank Corona stehen die anderen schon an. Lange. So bleibt es bei der Kultur.
Also zurück. Erst etwas Staatsstraße, dann links weg, wieder auf einspurigen Wegen durch den Wald. Wunderbar.
Die letzten Kilometer nehmen wir auf der Bahn. Die Nachbarn kommen zum Grillen. Also muss ich einheizen. Leider ist aber Tempolimit 120 km/h.
Die Idee war eine Tour in den bayerischen Wald zu machen. Nun ist der von München ein Stück weg. Dank Corona-Beschränkungen auch nicht mit einer Übernachtung zu machen. Zwar überlege ich im Rahmen der legalen Möglichkeiten wild zu campen, am Ende wird es aber der bayerische Wald in einem Tag. Und dafür braucht’s ein Reisemotorrad.
Denn die Anfahrt ist schon lang. 150km von München, permanent über die Autobahn bis Deggendorf. Erst dann wird es interessant.
Der Stadtkern von Deggendorf ist eigentlich ganz schön, überhaupt nicht verkehrsberuhigt, so dass ich mit dem Motorrad bis auf den Marktplatz komme. Jetzt das Navi programmieren und schon geht’s los.
Über Rusel geht es – natürlich wieder über Umleitungen – nach Regen, wo es glücklicherweise weiterhin trocken ist. Von dort aus geht es über die Glasstraße an Orten, die schon sehr nach Glas klingen, vorbei: Zwiesel, Spiegelau, Riedelhütte, Glashütte. Alles Orte, die sehr bemüht die Tradition pflegen, aber dank Industrieglas aus aller Welt offensichtlich ihren Höhepunkt hinter sich haben.
Immer noch auf dem Höhepunkt ist aber die wunderschön hügelige Landschaft mit ihren schmalen Sträßchen.
Immer wieder sind es eher ausladende Bundesstraßen mit langezogenen Kurven, dann wieder viele einspurige Straßen mit engen Twisties, auf denen entgegenkommende Traktoren – und davon gibt es einige – durchaus mal die ganze Breite brauchen. Und mehr.
In der östlichen Schleife des Tourenachters werden die Dörfer noch kleiner. Umso überraschender taucht in Mitterfirmiansreut plötzlich ein Skigebiet auf. Nicht ganz hochalpin, es geht los auf 1000 Höhenmeter. Aber mit Liften und allem was dazu gehört. Und Ausblicken in die benachbarten Täler.
Im Annathal werden die Straßen weiter kurvig,
danach kommen aber einige Kilometer auf Bundes- und breiten Staatsstraßen. Es sind bereits ein paar hundert Kilometer auf dem Tacho, da sind langweilige Straßen eher kontraproduktiv.
Da kommt fast unerwartet der wohl schönste Teil der Tour,
Von Kirchberg über Sölden (!!) zurück nach Regen schlängelt sich die Tour wie ein letzter Pickel auf der Straßenkarte. Wunderbar kleine Straßen durch Wälder und Felder. Wunderbar.
Dann ist die Tour eigentlich vorbei. Nur ich noch nicht zuhause. Zurück nach Deggendorf, dass sich an diesem Freitagabend ordentlich Berufsverkehr gönnt, und 150 km zurück über A92 und A9. Am Ende tun mir so die Kräten weh, dass ich bei Landshut nochmals absteigen muss. Zuhause dann aber ein Espresso und schon sind die zähen Kilometer Rückfahrt vergessen.
Die BMW R 1250RS ist nicht der durchgeknallte Retro-Racer, wie es die R nineT Racer im vergangenen Jahr war. Sehr schnell wird klar, hier kann man gemütlich Strecke machen, mit allen Annehmlichkeiten von Navi über Griffheizung bis Fahrerlebnis-Modis.
Aber alles der Reihe nach:
Der Sonntag beginnt mit Starkregen in München. Sollte das doch nicht die erste Tour mit dem neuen Mopped werden? Glücklicherweise hört der Regen um 1 auf. Um 2 bin ich unterwegs.
Es wird eine Tour durch den Münchner Nordosten, von Erding herum um Taufkirchen. Nichts Spektakuläres, keine Alpenpässe. Aber viele enge und kurvige Straßen und nicht viel Verkehr.
Bis Wartenberg ist die Tour eine Flucht aus der Stadt. Ortsschild – Tempo 60 – Ortsschild – Tempo 60 – und so weiter. Danach wird’s schöner. Zwischen Wartenberg und Schachtelberg folgt der erste Höhepunkt. Eine schmale Straße, wunderbar kurvig. Irgendwie klar, dass zur Halbzeit die Sperrung mit Umleitung folgt. Aber bis dahin – wunderbar.
Weiter geht’s im leichten bergauf/bergab an Höfen vorbei und durch kleine Dörfer hindurch. Fast städtisch – und zwar hübsch – ist Velden mit einer schönen Ortsdurchfahrt.
Und so schlängelt sich die Tour dahin, bis zurück zum Ausgangspunkt. Erst da merke ich, dass das Motorrad wohl noch UTC-Zeit im Auslieferzustand hat. Es zeigt eine Stunde früher als die meisten Kirchturmuhren entlang der Strecke – und da gibt es einige.
Also geht’s mit hoher Geschwindigkeit zurück nach München über die A92 und A9. Und, soviel sei verraten, auch Geschwindigkeit kann die R 1250RS. Ohne große Aufregung.
Die Neue 1250RS hat etwas (für mich) Neues. “Connected Ride” – das ist eine App mit allerhand, unter anderem einem Navi, dass GPX-Uploads ermöglicht. Das Handy wird per Bluetooth an das Mopped gekoppelt, dazu die Freisprecheinrichtung am Helm. Und schon erfolgt die Navigation entlang der zuvor heruntergeladenen Route mit Pfeilansicht im Cockpit und Stimme im Helm. Genial!
Insgesamt ist Motorradfahren eine sehr Corona-konforme Aktivität. Kein Massensport. Keine Ansteckungsgefahr.
Und eine Konzentration auf das Wesentliche. Ohne Verschwörungstheorien, Hektik, Angst und all den Scheiß.
Touren durch Deutschland, durch Oberbayern. Vielleicht wird mich das in der Krise retten?
Dritter und letzter Tag. Warum fahren wir nur ein Wochenende?
Los geht es also bei unserer Unterkunft in Oberhof. Das Wetter macht mit.
Anders als geplant (sogar das können wir) fahren wir die gestern total überlaufene Strecke nach Neustadt am Rennsteig – heute ohne jeden Verkehr und mit viel Spaß.
Entlang der Schwarza nimmt der Verkehr etwas zu. Es fühlt sich aber an wie ein echter Sonntagmorgen. Ein paar motivierte Motorradfahrer, ein paar Sonntagsausflügler auf dem Weg zu Großmuttern.
Das Planerglück bleibt uns hold,
so langsam lernen wir aber, dass diese Schilder eher Deko als ernstzumeinende Tourenvorschläge sind. Einheimische Radfahrer sprechen uns an, während wir nach Alternativrouten suchen. Und schlagen vor unbedingt die gesperrte Strecke zu nehmen. Das machen hier alle so.
Und so ist es auch.
Das Mittelgebirge behält uns zwei bis kurz nach Mittag, bei Blankenstein trennen sich dann jedoch unsere Wege. Alex muss nach Norden, ich ein paar hundert Kilometer nach Süden. Wolken ziehen auf, aber das schlechte Wetter kreist nur um mich herum.
Nach einem ersten Stück Autobahn verlasse ich am Stauende bei Gefrees die Bahn und wurschtle mich über Nebenstraßen. Mal interessanter, mal weniger, stehe ich plötzlich mitten in einem Kieswerk. Auf öffentlicher Straße.
Eine wunderbare Kulisse für ein paar Fotos.
Hinter Nürnberg/Feucht ist dann der Tag schon einigermaßen gebraucht und die Tourenfähigkeit der R nineT Racer weitgehend aufgebraucht. Etwas mehr als eine Stunde verbringe ich noch auf der Autobahn.
Und dann ist die Mittelgebirgstour 2019 Geschichte.
Mein Urlaub ist knapp, der der Familie weniger. So steht die Ausrede, bevor ich sie brauche. Die Familie fährt für eine Woche an den Gardasee und ich nur über’s Wochenende.
Wie komme ich da nur hin?
Im Prospekt steht “das perfekte Reisemotorrad”. “Nehmen Sie soviel Gepäck mit, wie Sie wollen”. Nur eben bei der BMW 1250 GS. Und nicht auf der Seite der R nineT Racer. Egal, beweisen wir, dass es geht.
Schon das Gepäck ist eine Herausforderung. Der ach so sexy Bürzel ist das Gegenteil des Gepäckträgers. Nichts, was man mit ausreichend Spanngurten fixen könnte. Check.
Die Routenplanung ist die nächste Herausforderung. Langgestreckte, geduckte Haltung, viel Gewicht auf den Handgelenken. Kombiniert mit wetterbedingten Sperrungen in den ganzen Alpen? Ignorieren. Check.
Also los.
In der letzten Besprechung im Büro sitze ich bereits in leicht gestreckter Haltung am Besprechungstisch und schaue immer wieder nervös, ob das Gepäck hinter mir noch an Ort und Stelle sitzt. Für heute ist zwar nur noch die Anfahrt an die Berge im Programm. Aber eine Ankunft im Hellen wäre schön. Und wie lange diese Anfahrt am letzten Schultag vor den Pfingstferien dauert ist schwer abschätzbar.
So wähle ich eine vergleichsweise direkte Strecke (das Hahntennjoch mit seinen lächerlichen 1894 Metern ist wegen Schnee eh noch gesperrt. IM JUNI!) zu meiner Unterkunft im Unterengadin. Ohne weitere Störungen bin ich nach nicht mal vier Stunden da.
Hin zu den Pässen.
Schnee wie selten in den Alpen zu Pfingsten, Klassiker wie das Stilfser Joch, der Gaviapass oder der Passo Crocedomini sind noch geschlossen. Und so wird es eine ganz andere Route als sonst.
Noch vor dem ersten Pass offenbart sich ganz unerwartet ein wunderschönes Stück Straße. Zwischen Scoul und Zernez schlängelt sich die Straße ganz ohne Verkehr dem noch mickrigen Inn entlang. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind perfekt und die #Racer handelt wunderbar die harmonisch in das Tal gelegten Kurven entlang. So kann es weitergehen.
Ofen, sonstwo, Umbrail.
Den Tunnel nach Livigno lasse ich rechts liegen und fahre den Ofenpass hinauf. Vor ein paar Jahren hatten wir hier mächtig Spaß mit den beiden RRs. Heute, mit der #Racer, finde ich den Pass zwar landschaftlich immer noch atemberaubend, aber fahrtechnisch fast ein wenig langweilig. Zu wenig, zu weite Kurven. Aber Landschaft. Reichlich.
Eher versehentlich biege ich in Fuldera links ab. Der Bus vor mir will nicht recht aus dem Weg gehen und in der Abzweigung steht ein Busse verboten Schild. Ein Zeichen. Und so schlängelt sich ein einspuriger Fahrweg ohne jeden Verkehr auf der linken Talseite bergauf. Sicherlich unnötige Höhenmeter. Aber darum geht’s ja schließlich.
Am höchsten Punkt offenbart sich ein Ausblick auf das was kommt. Auf der anderen Talseite schlängelt sich der Umbrail-Pass hinauf in Richtung Stilfserjoch.
Also runter nach Santa Maria im Münstertal und hoch in Richtung Umbrail. Auch hier erfreulich wenig Verkehr. Ein einziges Mal sauge ich mich hinter zwei alten BMWs fest, deren Heckscheibe die “250 € Challenge” ziert. So wie die Karren aussehen waren die für den Preis aber vollgetankt. Völlig unerwartet fahren nach wenigen Metern aber beide rechts ran und lassen mich vorbei. Umbrail for one.
Die Racer macht einen Heidenlärm den Berg hinauf. Die Straßenlage ist atemberaubend, lediglich die Gasannahme nach der Kehre ist etwas gewöhnungsbedürftig. Anders als die großen Schwestern aus dem Stalle BMW hat die R nineT kein E-Gas sondern einen guten alten Seilzug. Und der hat gerade soviel Spiel zwischen nix und Beschleunigung, dass zwischen Schräglage am Kurvenende und Beschleunigung auf die Gerade noch ordentlich Adrenalin passt. Gewöhnungssache. Aber noch nicht am ersten Pass.
Oben: Schnee.
Jemand war so freundlich das Umbrail Passschild auszugraben. Gerade noch Glück habe ich, als oben ein kleines Schild verkündet: Abfahrt bis Bormio nur bis 12:00 Mittag, danach wegen Lawinengefahr gesperrt. Es ist 11:20 Uhr. Also runter nach Bormio.
Mortirolo.
Einmal Mopped und Fahrer betanken,
dann weiter auf bislang für mich völlig unbekannter Strecke, dem Passo Mortirolo.
Schmale Straße, guter Fahrbahnbelag, meist durch den Wald aber mit immer wieder schönen Ausblicken in die benachbarte Bergwelt. Durchaus eine Entdeckung.
Passo Tonale, Madonna die Campiglio
Von Ponte die Legno geht es klassisch weiter über den Passo Tonale. Die Heizerdichte nimmt wieder zu. Ich frage mich, warum die übelsten Fahrer alle schweizer Kennzeichen haben (dürfen die das zuhause nicht?) und warum diese mich auf der folgenden Strecke fünfmal überholen. Entweder die haben kein Navi oder einen noch höheren Espresso-Verbrauch als ich. Egal. Ich bin Genuß-Racer-Fahrer.
Vor Madonna di Campiglio male ich das Sternbild des wegen Straßensperrungen frustrierten Motorradfahrers in den GPX-Track
die Auffahrt nach Madonna di Campiglio entschädigt aber für die Umwege.
So langsam spüre ich die Kilometer in den Handgelenken. Touren auf der #Racer ist durchaus harte Arbeit.
Es sind aber auch nur noch ein paar Kilometer bis zum See. Ein mir bislang verborgen gebliebenes Sträßchen über Pranzo bringt mich mit vielen Kurven runter nach Garda. Dort brennt die Sonne und das Pfingstwochenende beschert mir ein Gefühl von München am Gardasee.
Gegen fünf komme ich an. Der Empfang ist herzlich (Familie) und bestätigend (“geiles Motorrad” vom benachbarten Balkon). Für heute stelle ich die #Racer auf den Parkplatz und mich in den Biergarten der Speckstube, dem wohl italienischsten Lokal am Gardasee.
Den Rückweg vom Gardasee gibt’s bald an dieser Stelle. Stay tuned!
Wenn Du Motorradfahren MUSST. Oder Dir zumindest keine Ausrede einfallen lassen MUSST.
Nächste Woche ist der Termin für die Erstinspektion. Vor langer Zeit vereinbart, weil um diese Jahreszeit schwer zu bekommen. Und dann dieses Wetter. Unter 600 km braucht keiner zur Erstinspektion. 230 km sind auf der Uhr. Der Mathematik-begabte Sohn rechnet: es fehlen 285,3 km. Ich rechne nach: es sind 370. Meterstab und Straßenkarte raus: es wird das Chiemgau.
100 km auf der A8 geradeaus nach Bernau, dort runter von der Bahn und den kleinen Straßen nach Süden folgend. Zugegeben überrascht bin ich von dem nach kurzem auftauchenden Grenzübergang nach Österreich. Die Straßen werden aber passend schmal und die Berge werden wieder weiß. Dieses Jahr ist einfach noch Ende Mai Winter.
Kurz vor Sebi, bevor es auf die stärker befahrene B172 geht, wird es das erste Mal richtig kurvig.
Die R nineT ist noch reichlich ungewohnt, und so trage ich das gute Stück mehr um die Kurve als dass sie liegt.
Der südlichste Punkt der Tour ist schließlich St. Johann. Danach wird es straßentechnisch eher kleinteilig. Winzige Wege, nichts für hohe Geschwindigkeiten, aber dennoch reichlich Fahrspaß bringen mich wieder nach Norden. Und so taucht der Chiemsee im flachen Land viel schneller auf als erwartet.
Am See entlang gibt es viele schöne Ausblicke auf Wasser, dahinter Berge, darauf immer noch Schnee.
Kurz bevor es zurückgeht brauchen Mensch und Maschine nochmals Treibstoff. Während der Racer echt immer noch mit Esso zufrieden ist braucht der Fahrer ordentlichen Espresso. Und eher aus Versehen gibt es diesen im http://pura.restaurant/ (geile URL, muss man denen lassen).
Die zwei Jungs an der Kaffeemaschine kriegen sich gar nicht mehr ein ob des tollen Motorrads. Ob ich die selber aufgebaut habe (äh, leider nein). Und ob ich ihren Spezel kenne, der auch (?) BMWs umbaut. Und schon suchen sie Bilder raus und beschließen, dass es auch im Chiemgau ordentliche Custom-Bike-Bauer gibt. Darüber später vielleicht mehr. Ach ja, und Cafe können die auch.
Von Bernau aus geht es zurück auf der Bahn. Und der obligatorische Regen kommt auch noch.
Was soll’s. In der heimischen Tiefgarage angekommen ist das Ziel erreicht, sogar leicht überboten: am Mittwoch geht’s mit 608 km zum Kundendienst. Nennt mich Overachiever.
Noch ein Frühstück wie jeden Montagmorgen, nur geht’s heute nicht ins Büro sondern in Richtung Ring. Oder auch erst einmal nicht. Die erste dreiviertel Stunde verbringe ich im Münchener Berufsverkehr. Naja, es ist halt Montag.
Endlich auf der Autobahn bekomme ich eine Vorschau auf den Tag: von oben zwar trocken, die Straße aber noch feucht und die Luft kühl. Da wird es wohl die ein oder andere Pause zum Aufwärmen geben…
Als nach 100 km der Tank zum ersten Mal leer ist bin ich ganz froh. Raststätte Hochfelln, noch nicht mal Österreich gibt es den ersten Kaffee. Und eine Zwiebelschicht mehr…
Weiter geht’s, 200 km bis zum wohl verdienten Burger bei der wohlbekannten amerikanischen Kette irgendwo bei St. Pölten. Wieder aufgewärmt schaffe ich es bis zum nächsten Tankstopp in der Nähe von Wien. Einen Verlängerten und Wiener Schmäh über Regenkombis und Fetische…
Jetzt sind’s nur noch knapp 100 km, also runter der Autobahn. Statt Google darf jetzt kurviger.de führen. Der Wind nimmt dramatisch zu, ich fahre bereits auf der geraden Strecke die Reifenränder an, so fühle es sich zumindest an.
Kurz vor der slowakischen Grenze komme ich noch durch einige Weindörfer, deren aufgereite Heurigen-Lokale aussehen wie aus Herr der Ringe.
Kurz nach der Grenze fahre ich über die Straße, die bereits auf der Karte ausgesprochen interessant aussieht:
Das hier Kiter auf der Donau unterwegs sind versteht sich von selbst. Und das wenig später die Straße einer Fähre weichen muss ist irgendwie auch nicht verwunderlich…
Jetzt fängt es an zu regnen. Also nix wir zur Unterkunft. Später muss ich nochmals raus zum Ring, zur Anmeldung.
Besonders viel erfahre ich nicht über das morgige Training. Niemand kann mir sagen was ich am Motorrad vorbereiten muss oder nicht. Aber morgen um 9 Uhr gibt’s eine Einweisung, dann ist hoffentlich alles klar.
Das Jahr in dem der Frühling auf einen Samstag fiel. Also raus mit den ersten Sonnenstrahlen in den Norden Münchens.
In der Stadt scheint die Sonne, alles riecht nach Frühling. Aber bei der Autobahnausfahrt Dachau kehrt der Nebel zurück. Schön anzusehen, leuchtende Rapsfelder im Sonnenlicht, dazwischen Nebelschwaden. Aber für einen frühen Maitermin und erwartetes Sommerwetter ganz schön frisch.
Glücklicherweise lichtet sich der Nebel dann doch. In Schrobenhausen sind die Spargelstecher auf den Feldern und die Straßen werden endlich kurviger und interessanter.
Bei Bertoldsheim überquere ich die Donau vor einer mächtigen Schleuse. Ich muss zugeben, dass mir nicht bewusst war, dass hier der Main-Donau Kanal entlang geht:
In der Nähe von Monheim wird endlich richtig kurvig. Ich komme bei mehreren Offroad-Parks mit reichlich Enduro-Betrieb vorbei, die vielen Steinbrüche in der Gegend laden offenbar dazu ein.
Bei Dietfurt steige ich ins Altmühltal ein. Bald gehts entlang der 12 Apostel auf schön kurviger Straße, bald aber ist eine typische Landstraße, schön, aber wenig Motorrad-technisch herausfordernd. Schade eigentlich.
Am Ende des Altmühltals steht schliesslich eine besondere Attraktion (ya right): der geographische, reichlich prominent als solcher ausgewiesene Mittelpunkt Bayerns.
Die kurvige, steile Auffahrt vorbei an der Burg Kipfenberg ist heute natürlich gesperrt, der Gedenkort (gedenken an WAS?) ist nur über Umwege zu erreichen. Ich jedenfalls denke mir: komisch, ich dachte immer der Mittelpunkt Bayerns liegt in irgendeiner besonders schrägen Gehirnwindung von Horst Seehofer in der Bayerischen Staatskanzlei. So kann man sich täuschen.
Die Burg Kipfenberg ist übrigens in Privatbesitz und bewohnt und deshalb nicht zu besichtigen.
Auf dem Rückweg fahre ich in St. Kastl vorbei, laut einem Reiseführer [zotpressInText item=”{K3E7VGDJ}”] steht dort eine Linde, die man “unbedingt gesehen haben muss”. Nun, die Linde hat’s vor ein paar Jahren umgehauen [zotpressInText item=”{FQN25PPF}”], die Wallfahrtskirche St. Kastulus steht noch. Die dem Patron der Bauern und Hirten geweihte Kirche steht an einer lauschigen Stelle mit Blick auf die A9 und das umgebende Umland. Das Kirchenschiff selbst ist nicht zugänglich, durch ein Gitter kann man aber wohl einen Blick hinein riskieren.
Bereits reichlich fahre ich Überwand weiter in Richtung Scheyern,
dort steht ein berühmtes Kloster, eine Benediktinerabtei mit einer sehenswerten Basilika
und – im Kreuzgang hinter der Kirche – einem Gedenkstein für einen mit der Titanic gesunkenen Priester aus dem Kloster.
Dem Bild, mit dem ich nach der Rückkehr bei den Kindern am meisten trumpfen konnte.
Übrigens hat das Kloster ein Brauhaus mit einem auch bei Motorradfahrern offensichtlich sehr beliebten Biergarten. Ich habe heute keine Zeit mehr und damit den ersten Eintrag in meine Ausflugsziele um München Bucket-List!
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